QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.

Sprachwahn

Meine wundervolle Freundin nahm mich zu einer „Veranstaltung“ mit. Kein Heavy-Metall-Konzert und keine Opernvorstellung war es; kein Mixed Martial Arts-Boxkampf unter Frauen, und auch kein Motorradrennen. Nein, etwas Ernstes stand auf dem Programm: Eine Luxuskosmetik-Marke stellte neue Produkte vor und da ich neugierig bin, musste - nein wollte - ich hin. 

Istock© iStock_Anna Omelchenko

Die Marke war mir wohlvertraut, da eine liebe Freundin und zugleich berühmte Opernsängerin den bekanntesten Duft dieser französisischen Marke äußerst verschwenderisch trägt. Wenn sie singt oder probt, hängt das Odeur schwerst im Opernhaus – und ich schnüffel nun mal gern in Opernhäusern rum.

Aber zurück zum Thema. Eine liebreizende Dame präsentierte auf überaus spannende Weise  ein Produkt, bei dem es sich offensichtlich um Seife handelte. Das Wort Seife aber war wohl zu banal, zu profan, zu wenig luxuriös. Ja, es schien geradezu peinlich zu sein, das Wort Seife in den Mund zu nehmen (wobei Seife im Mund ja auch tatsächlich scheußlich ist).

Also benannte man das gute Stück als „pain de beauté“. Aha! Geht’s noch? Wie manieriert ist das denn? „Pain de beauté“; Schönheitsbrot? Was mir als Mann völlig durchgeknallt erschien, verzückte jedoch die anwesenden Damen aufs Äußerste. Das Seifenstück wurde zärtlich an die Wangen geführt, ohne dieselben damit zu berühren, man hauchte im zartesten Pianissimo immer wieder „pain de beauté“ – als sei Seife an Wange eine pseudoreligiöse Handlung.

Okay, man hätte auch "savon" sagen können, wenn’s teuer, edel, also hochwertig hätte klingen sollen. Aber „pain de beauté“? Wie schön, wenn die Welt keine anderen Sorgen hat. Also: Brechet das Brot! Nehmet hin den Leib. #quietwordspascalmorche

Pascal Morché

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