QUIET WORDS
Betrachtungen des ultimativ Weiblichen
QUIET WORDS
ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ
Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser
die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier
exklusiv niederschreibt.
Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.
Katzen-Frauen
Er, der Euch kennt, weiß: Vorsicht, wenn eine Frau im Supermarkt zwölf Packungen Sheba oder Whiskas einpackt. Es ist gefährlich, solche Catwomen anzusprechen. Ja, der Versuch eines näheren Kennenlernens kann vielleicht sogar vollkommen sinnlos sein. Eine Frau, die Katzenfutter bunkert, ist für uns Männer meist verloren. Denn sie hat ihren idealen Lebenspartner längst gefunden: eine Katze! Wenn es ihn noch nicht gibt, so sollte er erfunden werden: Der Katzen-Pirelli-Kalender. Nur für Frauen.
75 Prozent aller Österreicherinnen, so bilanziert eine Statistik, hat oder hatte schon mal ein Haustier. Knapp jede zweite Frau umgibt sich dabei am liebsten mit einem Stubentiger. Frauen sind so verrückt nach Haustieren, dass sich ein Mann mit gut bezahltem Job und durchtrainiertem Körper ernsthaft fragen muss: Was haben diese Viecher bloß, was uns fehlt? Schließlich können auch wir im Bett schnarchen, auch wir bevorzugen schnell zubereitete Mahlzeiten, die man uns liebevoll vor die Nase stellt und wir lecken auch sehr gerne eine Frau. Wäre also nicht der Mann per se das beste Haustier?
Nein, behaupten die Frauen gern: „Kein Mann ist so treu wie ein Tier!“ Nun, ich glaube Frauen begehen dabei einen kapitalen Denkfehler. Was sie unter Anhänglichkeit des Tieres verstehen, ist in Wahrheit pure Abhängigkeit: Das Angewiesensein des Tieres auf die gütige Hand, die den Kühlschrank öffnet und den Sand aus dem Katzenklo schaufelt. Diese Abhängigkeit von der Stimme, die zum Gassigehen ruft.
Dass selbst die emanzipierteste Frau vom Haustier abhängiger wird als von jedem Mann, merkt sie dabei gar nicht. Schlimmer noch: Sie will es auch gar nicht merken. Das ist der süße, schnurrende, knurrende Selbstbetrug so vieler Single-Frauen. Für diese Tatzenliebe fahren sie ihre Hunde zum Osteopathen und akzeptieren, dass die Unterseite des Boxspringbettes nächtens von den Katzen als Klettergarten genutzt wird. Hunde und Katzen dürfen einfach alles: Sogar in Birkin-Bags koten, die neuen Louboutins anknabbern oder noch mehr Fäden aus dem mehrfädigen Kaschmirpullover von Loro Piana ziehen. Welchem Mann würde das erlaubt? Aber welcher Mann knabbert auch Louboutins an? Obwohl...
Die Affinität zu den Viechern scheint Frauen quasi schöpfungsgeschichtlich angeboren . Im Paradies bändelt Eva mit der Schlange an, um sich danach durch die Märchenwelt zu küssen. Ja, hat denn je ein Mann einen Frosch geknutscht? Und das auch nur wegen der vagen Möglichkeit, auf diese Weise eine Prinzessin kennen zu lernen? Nie im Leben! Es gibt auch nicht das männliche Pendant zum pubertierenden Pferdemädchen, das zur Entdeckung seines Körpers dreimal die Woche Reitstunde bekommt und beim besserverdienenden Familienvater ständig quängelt: „Papa, ich will ein Pony!“
Ohnehin passen zu Frauen viel mehr Tierarten als zu Männern. Während das Zusammenleben mit Pudel, Angorakatze, Yorkshireterrier oder Kanarienvogel für Männer schnell zu einetr etwas lächerlich empfundene Wohngemeinschaft wird, nutzen Frauen alle möglichen Kreaturen zum Zwecke ihres persönlichen Stylings. Wer es sich als Frau leisten kann, sucht sogar die Nähe zum Papagei. Die perfekte „Schöner Wohnen“-Idee, Paradiesvögel unter sich und: An die Kette gelegt. Schon die Medici und Fugger richteten ihren Damen Papageien-Volieren ein. Besonders clever war übrigens jener Kaufmann, der seiner Frau einen solchen Vogel ins Schlafzimmer stellte, um sich nach seiner Rückkehr von diversen Reisen vom Papagei erzählen zu lassen, was so alles vorgefallen war auf dem ehelichen Bettlager.
Und noch etwas Zoologisches: Wir Männer sind auch nicht so tierisch im Umgang untereinander. Also, wir nennen uns nicht so häufig bei Tiernamen, wie Frauen das tun. „Du Schwein!“, dann ist unter Männern auch fast schon Schluss mit animalischen Beleidigungen; „unterm Hund gesehen“ bedeutet das etwas ziemlich dürftig, bzw. sehr schlecht ist und ein unreifes Bürscherl als „Grasaffen“ zu titulieren, ist leider als soziologisches Bonobo-Projekt aus der Mode gekommen. Frauen hingegen nennen sich hinter ihrem Rücken so konsequent und vehement Ziege, Zicke und blöde Kuh (gesteigert durch Planschkuh), dass Begriffe wie „Stutenbissigkeit“ und „Zickenterror“ inzwischen im Wörterbuch der Populärpsychologie ausschließlich als weibliche Verhaltensweisen vorkommen.
Neulich traf ich im Park eine Frau, die zwei Hunde mit ziemlich eingedellten Schnauzen ausführte. Angesichts dieses faunischen Anblicks zweier asthmatisch keuchender, sabbernder Vierbeiner, die ganz offensichtlich zu koten gedachten und ihre Herrin dafür auch vorbildlich vom Weg ins Gras zogen, sagte ich: „Sie haben aber schöne Möpse!“ Die Hundehalterin meinte nur: „Lernen Sie die besser nicht kennen!“ und ging weiter. Sie hatte wohl, ein Schillerzitat variierend mit der Männerwelt abgeschlossen: „Der Hund bleibt mir im Sturme treu, der Mann nicht mal im Winde.“ Schade! Ihr wundervollen beauty.at-Frauen aber seid bitte anders. Gebt uns eine Chance und Ihr werdet sehen: Wir Männer sind auch Tiere. #quietwordspascalmorche
Pascal Morché
Photo © Mars 2015 sheba.at