QUIET WORDS
Alltags-Betrachtungen von Pascal Morché
Sommer-Po
Von saisonalen Körperteilen und ihrem Nutzen
Die Verblödung der Welt ist gar nicht schlimm, denn sie bietet einen großen Unterhaltungswert. Mit den trickreichen und wortgewandten „tools“ von PR und Marketing werden einem immer wieder tolle, neue, spektakuläre Dinge und Ereignisse geboten. Wunderbar! So wird es (mir wenigstens) nie langweilig. Unlängst wehte mich das Wort „Sommer-Po“ an und vor allem, wie man (oder mehrheitlich frau) zu diesem saisonalen Gesäß kommt.
Ärzte, die sich der plastischen, ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie verschrieben haben, sind zumeist schöne, gut aussehende Ärzte . Müssen sie ja auch sein, ihr Fachgebiet verpflichtet. Oder würden Sie sich einem Dermatologen anvertrauen, der Ihnen mit Hautausschlag und Schuppenflechte, mit Pusteln und Pickeln entgegentritt? Eben! Doch zurück zum Fett und Bindegewebe des muskulus gluteus maximus; also des „Allerwertesten“ (seltsam verklemmter Begriff für den Po). Ein gut aussehender österreichischer Schönheitschirurg verspricht nun nach Botox „Potox“. Er will innerhalb von drei Wochen Cellulite wegspritzen und schlaffes Gewebe zu straffen. Schluss also mit Hautdellen an weiblichen Problemzonen, schließlich (so die PR des Potox-Spezialisten) ist jetzt „die Zeit für den Sommer-Po“. Ich finde zwar, ein straffes Gesäß ist eine ganzjährige Begehrlichkeit. Aber irgendwie hat die PR (wie immer) dennoch recht: Egal, ob der Mensch im Gänsehäufel oder in Cap d’Antibes aus der Kabane tritt, an jedem Pool und jedem Strand, immer rückt der Sommer-Po ins Blickfeld.
Überhaupt sind Körperteile zukünftig vermehrt saisonal zu betrachten . Wie wäre es mit dem Frühlings-Bauch? Damit lässt sich nach winterlicher Völlerei jede Diät verkaufen. Endlich sollten die PR-Leute beginnen Winter-Füße zu preisen, um warme Socken loszuschlagen. Oder wie wären Schals für einen Herbst-Hals? Ich, Ihr Beauty.at-Kolumnist finde jedenfalls, dass es nach dem Sommer-Po höchste Zeit für ein Ganzjahresgesicht ist.
ÜBER DEN AUTOR
QUIET WORDS
ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ
Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser
die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier
exklusiv niederschreibt.
Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.
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