QUIET WORDS
Betrachtungen des ultimativ Weiblichen
Sommerjammerei - die Zweite!
Nach der letzten Kolumne über Sonnencremes und deren Wirkung gibt’s auch diesmal etwas zum heißen Thema.
Dieser Sommer! Diese Hitze! Das Wetter schweißt die Menschen zusammen. Es hat 38 Grad im Schatten. Aber warum wird da gejammert? Es muß ja schließlich niemand in den Schatten gehen. Und übrigens „Hitzewelle“ nennen Spaßvögel inzwischen „Tsuwarmi“.
Merken Sie was? Ihrem verschwitzten Kolumnisten und Sonnenmilchmelker ist aufgefallen, dass es jetzt sogar Sommerwitze gibt. „Wenn’s morgen wieder so heiß ist, gehe ich zur Polizei und lasse mich beschatten.“ Hoho! Haha! Noch einer? „Ist das heiß. Ich rufe die Mafia. Die machen doch Leute kalt.“ Jöh und für Dachgeschossbewohner haben wir den noch: „Man wirft Hackfleisch in die Luft und fängt Fleischlaberl auf.“
Worauf Ihr Kolumnist hinaus will: Zuviel Hitze macht blöd. Alles ist anstrengend. Denken noch mehr als sonst; sogar lustig zu sein wird bei großer Hitze zur Qual und Sex sowieso. Alles eben verdammt schweißtreibend. Und die es nicht glauben wollen, bilden eine Schlange Badehosenträger und hoffen auf Einlass ins Sacher-Café. Der Sommer macht nicht nur dumm, schlimmer noch: die Menschen lassen sich gehen. Vor der Dummheit stirbt die Haltung! Frau Merkel zeigt Schwitzflecken unter den Achseln in Bayreuth; ihr Gatte, der Herr Sauer entledigt sich seines Sakkos beim Parsifal in München und was hört man in den Straßen? Das schmatzende Geräusch schwitzender Fußballen, die sich von Flipflops trennen. Ist das schön?
Gut, ich wäre jetzt lieber an einem finnischen See, als auf einer griechischen Insel , aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ach so, ja, Sex: Das politische Sommerloch füllen Politiker mit sogenannten „Sommerinterviews“ zu denen ein Sessel outdoor platziert wird und der interviewte Politiker krawattenlos Volksnähe darstellt. Sex? Sommerloch. Wer jetzt noch seinen Latex-Catsuit auf einer Sub-Rosa-Dictum Fetischparty ausführt, sollte schon mal ein Bett im klimatisierten Krankenzimmer einer Kardiologieabteilung reservieren; Kurzum: Overknees laufen doch über… Unterwäsche in den Kühlschrank zu legen, finde ich eine sehr hübsche Idee, oder einen Ferienjob bei Bofrost im Zentrallager anzunehmen ist auch plausibel.
Meine verehrte Chefredakteurin und Auftraggeberin dieser Kolumne pocht darauf, dass neben dem Unterhaltungswert auch irgendwo und irgendwie ein Nutzwert dieser Zeilen bezüglich Schönheit, also Beauty zu erkennen wäre. Ich kann nur raten: Trinken! Trinken! Trinken! Lichtschutzfaktor 50+ und sich auf den kühlen Herbst freuen. Und noch ein pädagogischer Ratschlag: Hört endlich damit auf, euren Kindern zu erzählen, dass es schönes Wetter gibt, wenn sie bei Tisch nur alles brav aufessen. Denn das Ergebnis will doch keiner: Dicke Kinder und Hitzewelle.
QUIET WORDS
ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ
Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser
die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier
exklusiv niederschreibt.
Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.
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