QUIET WORDS
Betrachtungen des ultimativ Weiblichen
QUIET WORDS
ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.
Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.
Kleine Männer / Höhere Frauen
Blödsinn: „Size doesn’t matter“! Es gibt kleine Männer und große, ja höhere Frauen. Also, ich fange mal mit den Männern an. Gleich vorweg: Euer Beauty.at-Kolumnist ist 179 Zentimeter groß und damit sehr zufrieden. Für mich war Körpergröße in Bezug auf Sex und Liebe nie ein Problem. Ich liebte schon kleinere Frauen und auch größere. Immerhin überrage ich Mick Jagger um sechs Zentimeter – von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit seinen 1,58 Metern ganz zu schweigen.
Männer wie Bernie, Mick und ich widersetzen sich den Klischees, Vorurteilen und Statistiken. Die behaupten nämlich, Frauen fänden kleinere Männer weniger attraktiv. Blödsinn. Bernis Ex-Frau Slavica (daraus lässt sich leicht das Anagramm Sclavia formen) misst 1,87 Meter und seine aktuelle Gattin, Fabiana Flosi überragt ihn auch um Haupteslänge.
Es ist also pure Ignoranz, wenn Partneragenturen behaupten, Männer unter 1,80 seien schwer vermittelbar. Was wollen Frauen schon mit Riesen? Wollen sie den Zweimetermann nur als Alibi, um sich aberwitzig hohe Highheels zu kaufen? Das wäre – neben der Tatsache, beim Blow-Job nicht knien zu müssen – der einzige Grund, den ich akzeptieren würde. Aber ansonsten?
Frauen mit deutlich größeren Männern sind im Allgemeinen doch traurig dran : Sie müssen drei Schritte tun, wenn er nur einen macht. Sie müssen ihr Leben auf Zehenspitzen verbringen, seine enorme Platzverdrängung im Bett ertragen und bei jeder seiner neuen Hosen auf die Knie fallen: „Du Schatz, wir müssen den Saum rauslassen.“ Nein, das ist doch kein Leben! Deshalb sind Frauen mit kleineren Partnern klar im Vorteil. Umfragen haben ergeben: 1. Kleine Männer sind im Bett zärtlicher und experimentierfreudiger. 2. Kleine Männer sind treuer. 3. Kleine Männer nehmen sich nach einer Studie des Karolinska-Instituts in Stockholm doppelt so häufig das Leben wie groß Gewachsene. Also: Je kleiner, desto länger treu und früher tot. Frauen, was wollt Ihr mehr?
Ein Mann unter 1,80 Metern weiß, dass ein erweiterter Horizont keine Augenkrankheit ist. Wer klein ist, sieht weniger, und wer weniger sieht, muss kreativer sein. Kleinere Männer beweisen mehr Phantasie und gelangen so stets an die Spitze. Und zwar in jedem Bereich. Kluge, emanzipierte Frauen wissen das – und suchen sich Männer wie mich: Männer wie Sylvester Stallone (1,72 Meter), Humphrey Bogart (1,65), Roman Polanski (1,65), Tom Cruise (1,70), Helmut Schmidt (1,72), Wladimir Putin (1,70) oder Nicolas Sarkozy (1,65). Jaja, um den ehemaligen Grand President der Grande Nation wenigstens einigermaßen „grand“ zu lassen, trug Carla Bruni nach der Heirat fast nur mehr Ballerinas. Ich finde: Emanzipation geht anders.
Liebe diagonal geneigte, klickende, surfende BEAUTY Leserinnen: Kommt mir bitte nicht mit dem Klischee vom profil-neurotischen Zwerg. Vom Mann, der mit Macht, Ruhm und Leistung kompensiert, was bei ihm an Körperlänge fehlt. Pseudopopulärpsychologisch auch als „Napoleonkomplex“ bekannt. Historiker bescheinigen dem Kaiser der Franzosen mit seinen 1,69 Metern inzwischen eine für seine Zeit durchaus normale Körpergröße. Napoleon heute als klein zu bezeichnen, sagen sie, sei schlicht ein „Umrechnungsfehler der Maßeinheiten“.
Macht wenigstens Ihr keine Umrechnungsfehler und bedenkt, dass an einem kleineren Mann nicht zwangsläufig auch alles andere klein sein muss. Vor allem aber seid klüger als die meisten Personalchefs: In 72 % aller Fälle entscheiden die sich beim Bewerbungsgespräch für den größeren Kandidaten. Ob das immer von Vorteil für’s Unternehmen ist, zeigt der Zustand der Weltwirtschaft. Vor allem aber: Frauen, erhebt und erhöht Euch! Macht Euch größer! Ihr habt es doch (im Gegensatz zu uns und von wenigen Crossdressern einmal abgesehen) so einfach.
Higher girls are better girls! Es ist nämlich so, dass große Frauen, beziehungsweise Frauen auf hohen Absätzen der Entscheidungsunfähigkeit des Mannes entgegenkommen. Zu kompliziert? Also: Wenn wir uns wieder einmal nicht entscheiden können, ob wir eine „starke“ oder eine schwache Frau an unserer Seite haben wollen (darin sind wir uns ja nie ganz sicher), dann ist es am besten, die Frau trägt schwindelerregend hohe Absätze. Highheels lassen Frauen nämlich stark und schwach zugleich erscheinen.
Klingt paradox – aber das ist vieles, was mit Frauen zu tun hat. Christian Louboutin, ein Mann, der um das Geheimnis von Highheels zweifellos wissen muß, erklärt es so: „Ein hoher Absatz verleiht einer Frau Macht, aber sie wird durch ihn auch fragil: Sie muss langsamer gehen, sie steht nicht mehr so stabil, auf Kopfsteinpflaster bietet man ihr den Arm an. Es ist diese Mischung von stark und verletzlich, die so sexy ist. Ich glaube daran, dass die Körperhaltung von Frauen in High Heels, dieser Bogen, dem Körper einer Frau im Moment des Orgasmus gleicht.“ Bravo, Herr Schuhdesigner!
Aus jeder, jawohl aus jeder ganz gewöhnlichen Frau, wird mittels Highheels eine überragende Verführerin. Rein physiologisch ist sie durch hohe Absätze gezwungen, Rückgrat zu zeigen, sich in Positur zu werfen. Während sich ihr anatomischer Schwerpunkt nach vorn verlagert, streckt sie den Po heraus. Rücken und Beine erscheinen länger, die Brust stolzer, Waden und Fesseln wirken schlanker. Durch einen hohen Absatz wird der gesamte Fuß so weit gestreckt, dass er mit dem restlichen Bein eine ideale Linie bildet. Und wo diese Linie endet, wissen wir ja...
Wie die Frau ihre ganz persönliche Ideallinie finden kann , wurde sogar schon wissenschaftlich genau errechnet. Ausgehend von der Schuhgröße, ermittelt eine Formel des „International Institute of Physics“ in London für jede Frau die optimale Absatzhöhe. In die Formel h = Q(12+3s/8) fließen neben Schuhgröße (s) oder Preis auch „weiche“ Faktoren mit ein. Etwa die persönliche Vorliebe für hochhackige Schuhe (Q). Durchschaut habe ich die Formel nicht ganz, aber ich kann nur bestätigen, was der Physiker Paul Stevenson dazu bemerkt. Die richtige Absatzhöhe hänge auch stark davon ab, wie viel Alkohol eine Frau am Abend zu trinken beabsichtige: Eine zuvor errechnete Idealhöhe, die eigentlich der Minimierung der Umknickwahrscheinlichkeit dienen soll, kann nämlich durch Alkoholgenuss schnell widerlegt werden.
„Was Frauen leiden“, schrieb einst der Dichter Gustave Flaubert, „wissen nur die Schuhmacher und die Gynäkologen.“ Nun wissen es also auch die Physiker. Ich finde, ihnen sollten wir nicht das Thema Frau und Highheels überlassen. Wirklich nicht! Das Thema Frau ist komplizierter als alle Mathematik – und auch nicht leichter zu lösen. Meiner langjährigen Erfahrung nach ist die große, Highheels tragende, also die höher gestellte Frau auch gern eine tiefer gelegte. Gerade auch in horizontaler Lage sind Highheels am Ende eines Frauenbeins sowieso viel schöner als Birkenstock-Sandalen, Ballerinas oder Flip-Flops. Allerdings achte ich immer darauf, dass ich mir nicht die Augen aussteche. #quietwordspascalmorche
Pascal Morché