QUIET WORDS

Alltags-Betrachtungen von Pascal Morché

Ich sag beim  Abschied leise Servus!

Bekanntlich und nach dem schönen Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse wohnt jedem Anfang „ein Zauber inne“. Vielleicht aber auch jedem Ende? Ist es doch meist ein Moment des Innehaltens, des Ziehens einer Bilanz, des Formulierens eines Fazits...in jedem Fall fördert und fordert ein Ende das Erinnern.

The end© Crawford_Jolly_Unsplash

So: mit diesem Text endet auch meine regelmäßige Kolumne „quiet words“ bei beauty.at. Nicht traurig sein, liebe Leserin! Sie wissen ja: „Alles hat ein End’, nur die Wurst hat zwei.“ Ich dachte übrigens immer, das sei ein Slogan aus dem Fleischhauer-, bzw. Metzgermilieu. Doch Irrtum: Dieser lustige Satz stammt aus dem englischen Roman „Woodstock, oder: Der Cavalier“ eines gewissen Walter Scott, erschienen 1826. Im Jahr 1867 wurde das Zitat dann erstmals auf deutsch in dem fünfbändigen Nachschlagewerk „Wanders Deutsches Sprichwörter-Lexikon“ aufgenommen. Wusste ich alles nicht! Glauben Sie mir: ich habe beim Schreiben dieser Kolumne selbst sehr viel gegoogelt und sehr viel gelernt und das hat wirklich Spaß gemacht; acht Jahre lang.

Acht Jahre habe ich Sie, liebe Leserin, hier mit den „quiet words“ begleitet. Sicher gab es da manches, was Sie geärgert hat; ganz sicher haben Sie aber auch oftmals herzhaft und vielleicht sogar herzlich gelacht. Das jedenfalls war mein Anspruch an die hier erschienenen Texte. Ich kann meiner wundervollen Chefredakteurin (und weiterhin wundervollen Freundin!) von beauty.at nur danken, dass sie mir jede Freiheit beim Schreiben der Kolumne ließ, dass sie nie gegen meine politisch unkorrekten Scherze einschritt, dass sie stets sich großzügig zeigte. Acht Jahre sind, wie nicht nur Thomas Mann weiß „eine lange Zeit“; da lernt man einen Menschen kennen, sogar wenn er eine Chefredakteurin ist. Weil ich ebenso schamlos wie gnadenlos ehrlich bin, hier schnell noch etwas Werbung in eigener Sache: Viele dieser Kolumnen aus Beauty.at finden sich in meinem Buch Es war nicht alles schlecht bei Mann und Frau wieder; einige sind dort noch böser und noch obszöner als sie hier im Original waren. Wenn Sie also Lust haben, legen Sie sich das Buch zu. Es verspricht ganz zu recht: „Mehr Sexismus geht nicht!“ Denn ohne Sex kein Sexismus; oder kennen Sie Alkoholismus ohne Alkohol?

Ein erweiterter Horizont ist keine Augenkrankheit. Ich habe meinen Horizont auch in der Beauty-Welt sehr erweitern können. Dass ein banales Stück Seife zum „pain de beauté“, also sprachlich zum „Schönheitsbrot“ hochgejazzt wird; dass ein Leben ohne Hyaluron vielleicht möglich, aber sinnlos ist; dass es immer nur „die reife Haut“ aber nie „die alte Haut“ gibt... dieses ganze Marketing- und PR-Kauderwelsch kennenzulernen und dass es Menschen gibt, die an das selbe glauben, das war schon toll!

Ich hatte hier treue Leser (wenn auch die Familienmitglieder meiner Chefredakteurin nicht dazu gehörten) . Aber da gab es die Dame bei Sisley, die mich so gerne las und dies auch meine Chefredakteurin stets wissen ließ. Oder da war jene PR-Frau bei Beiersdorf, die mich mit PR-Geschenken beglückte (Badehandtücher, NIVEA-Wasserball und ein Schal, den ich immer noch trage). Auch die wunderbare Lady aus der Wiener Paniglgasse ist nicht vergessen. Sie schenkte mir einen Tubenausdrücker, nachdem sie eine Kolumne las, die davon handelte „wie“ man Tuben wirklich leert und dass ich diese immer aufschneide. Ich habe bei Douglas bei einem Jo Malone-PR-Event gemeinsam mit Redakteurinnen aus der Beautybranche Weihnachtskugeln bemalt und bei anderen Präsentationen von Duft- und Pflege-Novitäten in manches Lachsbrötchen gebissen. Es waren große Momente. Danke.

Nun werden andere Momente mein Dasein bereichern. Und andere Geschichten und Kolumnen das Ihre. Vielleicht lesen Sie mich sogar mal wieder hier – aber sicher nie wieder mit der Kolumne „quiet words“. Bleiben Sie beauty.at treu, liebe Leserin, und vergessen Sie mich nicht. Ich schließe mich hier dem wunderbaren, großen Peter Alexander an. Er sang einst so schön und wahr: „Ich sag beim Abschied leise Servus“. Ich sag’s auch.
#pascalmorche

ÜBER DEN AUTOR

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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