QUIET WORDS

Alltags-Betrachtungen von Pascal Morché

Schluss jetzt!

Das Jahr ist um. Und nun?

Das Jahr ist um. Und nun?© Clipart

Gestern noch Punschstand,  Jahresabschlußmeeting online und die Weihnachtsfeier mit #metoo-verdächtigen Anzüglichkeiten beim „Engerl und Bengerl“-Spiel. Besinnlichkeit bis zu Besinnungslosigkeit, dann noch eine Overdose an Familie bis zur Enterbung – und nun? Stille Tage vorm Jahreswechsel!

Die guten Vorsätze (gibt’s auch schlechte?) haben jetzt Inflation. An Silvester gibt’s eine Generalamnestie für alle schlechten Gewohnheiten. Jedenfalls ist die Idee, mit guten Vorsätzen ins neue Jahr zu gehen, wohl Jahrtausende alt. Angeblich geht sie auf die Babylonier zurück. Behaupten Kulturanthropologen. Die können natürlich viel behaupten, kann man ja nicht mehr nachprüfen. Dabei braucht man gar keine neuen guten Vorsätze für das kommende Jahr, denn die alten sind im vergangenen Jahr gar nicht angetastet worden.

Dennoch formulieren Menschen jetzt, in dieser seltsam leeren Zeit, die auch recht seltsam „zwischen den Jahren“ genannt wird jede Menge Wünsche und Ziele für’s neue Jahr. Auf der nach oben offenen Skala der guten Vorsätze findet man immer: Gesünder essen, weniger Alkohol trinken, mehr Sport (machen). Ich schließe mich dem natürlich vollumfänglich an. Wahrscheinlich ist es Hoffnung, es diesmal, es 2023 besser zu machen. Ich glaube aber, diese Hoffnung stirbt zuerst im neuen Jahr; sie erlebt kaum den 2. Jänner. Weihevolle Ansprachen, erhobene Zeigefinger und auch gute Ratschläge sind Schläge; dazu Johann-Strauß-Walzer und Prosit Neujahr.

Der 1. Januar soll der Neustart sein. Der Reset-Button wird gesucht und nicht gefunden. Mir ist’s jedenfalls nie gelungen. Wenn auf den 31. Dezember der 32. Dezember folgen würde, änderte dies etwas? Liebe beauty.at-Leserin, ich sage Ihnen, der Wahnsinn geht nächstes Jahr weiter, weltweit. Aber es wird auch Schönes geben. Davon wünsche ich, Ihr Kolumnist, Ihnen sehr viel im neuen Jahr.

#pascalmorche

ÜBER DEN AUTOR

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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