QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.

BALLGEFÜHL

Über die biologische Spezies der Spielerfrauen

Der Grund dafür, dass ich kein Profifußballer geworden bin, hängt ganz sicher auch damit zusammen, dass ich als eingefleischter Hetero kein Freund der „Manndeckung“ bin. Ebenso wenig mag ich am Tresen einer Bar in die „Abseitsfalle“ geraten. Wer nun aber glaubt, dass deshalb einzig Extremsportarten mit hohem Verletzungsrisiko wie Snooker, Fliegenfischen oder Bowling mein Fall wären, der irrt gewaltig. Okay, Österreich ist nicht wirklich eine Fußballnation; dennoch hat dieses Land immerhin Hans Krankl hervorgebracht und den wundervollen Sketch „Cordoba, wie es wirklich war“ des genialen Satiriker-Duos Dirk Stermann und Christoph Grissemann.

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Also, bei Fußballspielen ist natürlich auch ihr beauty.at-Kolumnist immer dabei. Immer! Und zwar immer samstags vor dem Fernseher; und das Abo des Sportsenders sky wird ja auch regelmäßig brav bezahlt. Nach ein paar Heineken vorm Flachbildschirm bedauerte ich dann schon des öfteren, dass ich Frauen, Fußball und Fernsehen, diese wahren Grundpfeiler männlicher Lebensfreude, nicht professionalisiert habe – ich bedauere das natürlich wegen der Spielerfrauen!

Spielerfrauen erfüllen absolut alle Ansprüche, die ein Mann an Frauen stellen kann: Hohe Absätze, kurze Hauptsätze; gloss-glänzende Münder und den unbedingten Ehrgeiz, dass ihr Mann für lange Zeit das bleibt, was er ist: ein Fußballspieler, der viel Geld verdient. Ja, diese Frauen können sich wirklich noch begeistern für jenen Mann, der ihnen ihr Biotop aus Boutique und Beautysalon nicht trocken legt. Sie verehren ihren Liebsten mit ganzem körperlichen und verbalem Einsatz; sie schreien auf dem Platz orgiastisch „Gib ab, du geile Sau“ oder kreischen orgasmisch „Ja! Jaaaaa! Jaaaaaaa!“.

Als Managerinnen ihrer Männer sind Spielerfrauen bei Vertragsverhandlungen nicht selten der Schrecken aller Vereinsbosse. Denn das ist ja bekannt: Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen und hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau. Ich jedenfalls habe nichts gegen Erfolg – schon gar nicht gegen das, was auf high heels dahinter steht. Und gerade deshalb finde ich es unglaublich gemein und total sexistisch, wie Spielerfrauen in den Medien behandelt werden.

Statt sich einmal die Mühen vorzustellen, die es schon einer Victoria Beckham machte, ihr Schloß in England, diesen Beckingham Palace, für ihren Flankengott wohnlich einzurichten und sich außerdem noch die Hacken zwischen Gucci-Dolce-Cavalli-Prada-Versace&Co-Hhops abzulaufen, wurde diese Göttin aller Spielerfrauen, die schon Posh Spice, Vic, Miss Magersucht, Beck's No.1. hieß, stets als kalt, ungebildet und parasitär dargestellt: „Ich habe noch nie ein Buch gelesen. Ich lese lieber Modezeitschriften.“ Ja, die Frau hat doch recht! In Büchern steht meist nur Text und der schaut, verglichen mit tollen Modebildern in Zeitschriften, graphisch verdammt langweilig aus. Victorias Luxus-Eskapaden waren immer das Schmieröl für David Beckhams PR-Maschine. Für seine Karriere – auf dem Platz und in der Werbung. Und immerfort Schmieröl nachzufüllen, wer wüßte das nicht, macht durchaus Arbeit. David wird Victoria ganz gewiß immer dankbar dafür sein. Er braucht sie im Geschäftsleben, so wie sie ihn braucht. Der Transfer ihres Ehemannes von Real Madrid zu Los Angeles Galaxy wird ebenfalls ihr zugeschrieben. Sie wollte nach Hollywood, also musste Gatte David einen Vertrag dort unterschreiben. Und vier Kinder gab’s noch on top. So symbiotisch sieht wahre Liebe aus.

Werner Krauss vom Institut für Ethnologie an der Universität Hamburg spricht sogar von einem „Emanzipationsdiskurs“ der inzwischen nicht mehr „gesichtslosen Spielerfrau“. Und diese Emanzipation hat ja auch schon vor einigen Jahren eingesetzt. „Gaby Schuster war richtungsweisend. Sie hat sich ganz offen in die Geschäfte ihres Mannes Bernd eingeschaltet. Auch weil sie bereits erkannt hat, was Männer sich antun können im Fußball, wie sie sich gegenseitig ausnehmen. Davor wollte sie ihren Bernd schützen.“ Stimmt!

Die Ehefrau von Bernd Schuster darf sich rühmen, den Beruf Spielerfrau erfunden zu haben. 1980 sorgte sie dafür, dass der Europameister vom 1. FC Köln zum FC Barcelona wechselte und dort ein sensationelles Gehalt kassierte. 1993 brachte sie den Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund, an den Rand der Verzweiflung. "Ich hatte noch nie einen so harten Verhandlungspartner wie Frau Schuster", sagte Calmund nach Schusters Transfer von Atletico Madrid zu Bayer Leverkusen. Schuster selbst litt auch unter seiner mächtigen Frau. In Leverkusen trug er den Spitznamen "Pantoffelheld". Aber, ist doch egal, was die Leute reden. Wichtig ist: Schutz, Liebe, Verehrung und guter Sex. Und genau das geben einem guten Spieler die besseren Spieler-Frauen.

Und weil ja auch ich – wie irgendwie alle richtigen Männer – ein Spieler bin, kann eine Frau an meiner Seite logischerweise auch nur eine Spielerfrau sein. Eine Frau, die mich wie Gaby davor bewahrt, dass andere Männer mich ausnehmen. Eine Frau, wie Vicky, die wahnsinnig guten Sex hat und es mir in meinem Schloß hübsch wohnlich macht. Oder zumindest eine Frau wie Claudia Effenberg, die mit ihrem Stefan durch alle Krisen geht und ihm sogar, wenn nichts mehr geht, in die deutsche Provinz nach Paderborn folgt. Nun, Paderborn, tief in der Piefkei ist nicht wirklich so glamourös wie Los Angeles; aber Claudia Effenberg ist eben auch nicht Victoria Beckham. Aber auch sie beweist nur, dass die Unterstellerung eine Spielerfrau sei doof und bestenfalls die Knochenbeilage des Gatten zwischen Mallorca und Kitzbühel ganz, ganz böse bösartig ist.

Eine Spielerfrau ist nämlich höchst emanzipiert, denn sie verdient immer schnell im Schatten des Gatten ihr eigenes Geld. Natürlich als Model oder Moderatorin. Sylvie van der Vaart, pardon Sylvie Françoise Meis, wird das jederzeit bestätigen „Meine Marke ist Sylvie. Mein Talent ist nicht abhängig von einem Mann, den ich geheiratet hatte“, sagte die geschiedene Spielerfrau dem Magazin Stern; und als aus Cathy Fischer vergangenes Jahre Catherine Hummels wurde, da wusste die staunende Weltöffentlichkeit doch endlich wieder einmal mehr, dass es die Berufe Model und Moderatorin nur deshalb gibt, damit Spielerfrauen einen Beruf zum  Ausüben haben.

Und so liege ich samstags auf dem Sofa und träume weiterhin bei Heineken, Tiefkühlpizza und Bezahlsender Sky. Ich träume von den libidinösen, ökonomischen und biologischen Qualitäten einer Spielerfrau. Hätte ich, der ich doch auch irgendwie ein Spieler bin, nur eine solche Spielerfrau! Sie dürfte dann natürlich auch shoppen in ihren high heels, bis die Hühneraugen bluten. #quietwordspascalmorche

Pascal Morché

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