QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

BLUNZI – eine Katze will nach oben.

In meiner letzten Kolumne „Waxing“ wurde bereits die Verlags- und Redaktionskatze Blunzi vorgestellt. Mit Behagen nahm das schwarz behaarte Tier seine Einführung in die Medienwelt zur Kenntnis und räkelte sich daraufhin noch bequemer auf seinem Bertoia-Designersessel.

Blunzi, Redaktionskatze von BEAUTY.at© BEAUTY.at

Auch das begeisterte Echo der Beauty.at-Leserinnen blieb nicht aus. Übrigens habe ich mich schon vor längerer Zeit des Themas „Katzen-Frauen “ angenommen. In meiner siebten Kolumne schrieb ich über die Not des Mannes, wenn er auf eine Frau mit Katze trifft und dass solch ein Tier (im Gegensatz zum Mann) sich bei einer Frau alles erlauben darf. Haben Sie die Kolumne damals verpaßt? Kein Problem, klicken Sie auf den Link oben und ich versichere Ihnen: es lohnt sich.

Nun denn: Ich gestehe, Halle Berry im Catsuit ist mir lieber als alle Katzen zusammen. Auch Garfield oder „Simon’s Cat“ (unbedingt anklicken!) lassen mich ebenso kalt wie Hotelkatzen, die sich dekorativ auf dem Rezeptionstresen breitmachen wie beispielsweise Matilda im Algonquin Hotel in New York oder jenes Pussytier im hübschen Hotel San Severin in Paris. (Sie merken, Ihr Kolumnist kommt rum und lässt solche Details nicht unerwähnt). Ich werde auch nicht in den Film „Bob der Streuner“ gehen, nur um der Frau an meiner Seite eine Freude zu machen.

Den Vogel schießt sowieso Karl Lagerfelds Birma-Katze Choupette, geborene Guimauve du Blues Daphnée  ab. (Ha! Eine Katze, die einen Vogel abschießt...). Der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch erwähnt in seinem 2013 erschienenen Werk "Sexualitäten: Eine kritische Theorie in 99 Fragmenten" unter dem Stichwort Zoophilie eine Reihe von „zu Menschen gewordenen Haustieren“. Da ist denn auch Lagerfelds enge Beziehung zu Choupette Thema. Sigusch zufolge passen Choupette und ihr Herrchen zusammen wie „der Schuh auf die Hand“, wozu auch der von der Weltpresse beachtete eigene Twitteraccount der Katze gehöre.

Karl Lagerfeld ließ für Choupette ebenso Instagram- und Facebook-Accounts einrichten. Der Twitter-Account @ChoupettesDiary hatte 2016 fast 50.000 Follower. Die dort veröffentlichten Fotos zeigen die Katze zum Teil verspielt, aber auch nachdenklich, inmitten von Büchern oder beim Wischen auf einem iPad. Lagerfeld beschwerte sich 2012, die Katze sei berühmter als er. Und so schuf der Chanel-Meister, Gott ähnlich, für Choupette das Image der unnahbaren Diva. Es heißt, das Birma-Tier würde Kinder und andere Tiere hassen. Um Choupettes Wohlergehen kümmern sich zwei Dienstmädchen und ein Bodyguard. Beim Abendessen sitzt der Stubentiger bei Karl dem Großen am Tisch. Die Speisen sind dann selbstverständlich von ihrem gemeinsamen Hauskoch für sie zubereitet. Choupette erhält außerdem in Edelrestaurants eigene ausgewogene Nahrung und hat angeblich eine unstillbare Vorliebe für Kaviar. Da fragt sich Blunzi: Geht’s noch?

Choupette wurde für Lagerfeld zur Werbefigur. Als Testimonial für den Autobauer Opel und für Schönheitsprodukte verdiente das Tier 2014 angeblich drei Millionen Euro. Choupette trat auch als Covermodel, unter anderem zusammen mit Gisele Bündchen und Linda Evangelista in verschiedenen Ausgaben der Vogue auf. 2014 erschien das Ratgeberbuch "Choupette: The Private Life of a High-Flying Fashion Cat". Lagerfeld entwickelte zudem eigene Kollektionen wie „Monster Choupette!“ oder „Choupette in Love“, die diverse Accessoires wie Socken, Schlüsselanhänger, Einkaufs- und Handtaschen sowie T-Shirts umfassen.

Schildert man diese kommerziellen Erfolge unserer Blunzi, so gräbt sich das schwarze Tierchen noch tiefer in seinen Designersessel, der wie ein Körbchen mit weißer Wolke (Lammfell von Ikea) wie für stilbewußte Katzen gemacht zu sein scheint. Klar, auch Blunzi will nach oben. Auch Blunzi will fürderhin pochierte Kalbsfilets im Augarten-Porzellannapf und keine schnöden Whiskas oder Sheba-Fertiggerichte mehr. Auch Blunzi wird fortan nur Katzenstreu akzeptieren, wenn es sich dabei um Sand aus der chinesischen Wüste Taklamakan handelt. Auch Blunzi will zukünftig nur noch im Privatjet reisen und mit schwarzer American Express Card einkaufen. Ja, Blunzi will mehr sein als eine feine Hietzinger Redaktionskatze. Und doch fragt sich unser heißgeliebtes Tierchen: Zu welchem Preis? Blunzi glaubt nämlich, daß Choupettes Leben verdammt anstrengend ist. Blunzi hält es mit Bertolt Brecht: „Will man Schweres bewältigen, muß man es leicht angehen.“ Zumindest das habe ich von unserer Redaktionskatze schon gelernt. #quietwordspascalmorche

Pascal Morché

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 

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