QUIET WORDS
Betrachtungen des ultimativ Weiblichen
Des Mannes Bild vom Weibsbild – und vice versa
Was hat die Emanzipation der Frau nur für Männer hervorgebracht – und was für Frauen? Die politisch korrekte Feminismusdebatte ist einfach nur noch lächerlich.
Wir Männer sind doch heute die ärmsten Schweine! Nun, das Wort „Schweine“, immerhin Tiere mit einem hohen IQ, die ich außerordentlich liebe, will ich zurücknehmen. Dies hier ist schließlich ein kultiviertes Magazin! Aber sonst?
Ja, wir Männer sind heute arm dran. Wie wir es machen, wir machen es falsch: Helfen wir einer Frau in den Mantel, sind wir Grapscher; tun wir es nicht, sind wir Rüpel. Fahren wir Porsche, sind wir Angeber; fahren wir Opel, sind wir Versager. Wir wurden in die Enge getrieben, genauer in die Sexismusfalle. Nur: wolltet Ihr mit Eurer Emanzipation am Ende wirklich diese weichgespülte Männergeneration? Wolltet Ihr Männer, die zu jedem Schwangerschaftshechelkurs mitlaufen? Diese Pseudofrauenversteher, die im Kreißsaal heftig mitpressen und auf’s Elternjahr spechten, damit sie dann die Küche wischen, mit dem kleinen Justin Playmobilfiguren aufräumen und im Drogeriemarkt orientierungslos Berge von Pampers bunkern? Wolltet ihr solche Männer? Wolltet ihr Softies oder nicht doch irgendwie Safties?
Nein, dies ist kein Preis- und Hohelied auf den guten alten Macho. Ein Begriff, der in den sechziger Jahren des längst vergangenen Jahrhunderts zusammen mit Chauvi die meistverteilte feministische Beschimpfung für Grapscher, Bettflaschen und marxistische Nebenwiderspruch-Hochhalter war. Für alle also, die der Frauenbewegung nicht rückhaltlos zujubelten. Damals, als Eure armen, von Generationen ausbeuterischer Männer geschundenen Mütter ihre BHs verbrannten und der Kampfruf durchs Land hallte "Die Herrschaft der Schwänze hat ihre Grenze", damals sagte ich schon zu mir: Warte es nur ab, das wird alles gut für Dich enden! Denn Frauen werden nicht immer in Sack und Asche, mit Latzhosen und Batikkleidern sowie auf flachen Sandalen herumlaufen. Das ist vollkommen gegen ihre weibliche Natur. Und die ist eitel. Gott sei’s gedankt!
Ich sollte recht behalten. Natürlich. Heute ist es einem Mann wieder erlaubt, bei einer Frau auf die Höhe der Absätze zu schauen statt (nur) auf den IQ. Heute dürfen Männer wieder jene Gentlemen sein, die man daran erkennt, dass sie nicht zögern, eine Frau notfalls auch vor sich selbst zu schützen. Und: Heute dürften sich Alice Schwarzer und ihre kämpferischen Schwestern in einem ZARA-Shop so wohl fühlen wie Napoleon nach der Schlacht von Waterloo: Kürzeste Röcke, engste Hosen, längste Stiefel, höchste Schuhe. Der feministische Kampf gegen alle weiblichen Begehrlichkeitsaccessoires ist auf voller Länge krachend gescheitert. Natürlich wollen die letzten Hardcore-Feministinnen das nicht wahr haben. Schwachsinnige Kämpfe um politisch korrekten Feminismus führen deshalb zwar zu weiblichen Ampelmännchen, vergessen aber am Ende, dass es dann immer noch „weibliche“ Ampelmännchen heißt und nicht Ampelweibchen. Weil also weiterhin um die Gleichstellung der Geschlechter gekämpft werden muß, deshalb gibt es auch für die letzten Scharmützel noch immer das Kampfblatt EMMA. Ein Special-Interest-Magazin wie diverse Mixed Martial Arts –Heftchen, Der Fliegenfischer oder Das Opernglas auch. Nur EMMA will etwas bewegen! Immer wieder und immer noch werden politisch korrekt befeuerte Sexismus-Debatten vom Zaun gebrochen, als habe es Waterloo (außer von Abba) nie gegeben und als existierten keine ZARA-Shops oder Calzedonia-Läden voll geiler Klamotten.
In Ermangelung von Chanel- oder Dior-Anzeigenseiten gibt es in EMMA die Rubrik „Werber&Frauen“. Ja, und wehe, ein Werbefoto zeigt einen 400 PS-Boliden mit einer hübschen Frau daneben. Sowas ist ganz, ganz böse, chauvinistisch und gegen die reine feministische Lehre, die zwar KFZ-Mechanikerinnen fördern will, aber gleichzeitig ausschließt, dass eine Frau ein 400PS-Auto bewirbt. Bei der neuesten feministischen Spiegelfechterei in dieser Rubrik geht es aber nicht um Autos, sondern um Bier.
Das Hofbräuhaus Traunstein hat vor 15 (!) Jahren einen Bierdeckel entworfen. Das Motiv darauf zeigt einen von einem Dirndl-Oberteil umrahmten Busen hinter Schaumkronen gut eingeschenkter Maßkrüge. Eine typische Biergartenszene also, unterschrieben mit einer typischen Biergartenfrage: „Was darf’s sein?“. Nach 15 (!) Jahren fürchtet EMMA nun ob dieses schlimmen, frauenverachtenden Motivs, der Mann (das Schwein), könnte in Versuchung kommen, die Frau (oder ihre Brüste) statt der Maß zu ordern. Fünfzehn Jahre lang hatte sich niemand für den Bierfilz interessiert. Jetzt aber: EMMA erwachte!
Die Marketing-Chefin der Brauerei freut sich und dankt für die vermutlich unfreiwillige Werbung ihres guten hellen Bieres. Die Berichterstattung in der moribunden Emanzipations-Postille habe viele, viele Artikel nach sich gezogen, sogar der Bayerische Rundfunk sendete einen Beitrag. Gut so! Und genau deshalb feiern auch wir mit dieser -Kolumne hier im Im schönen Österreich das Bier des Traunsteiner Hofbräuhauses und den Triumph politisch unkorrekter Werbung. Die ganze feministische Aufregung um sexistischen Terror beweist am Ende doch nur wieder das Eine: Im Kampf um Feminismus und Emanzipation ging leider als erstes der Humor verloren. Damit aber war der Kampf auch zum Untergang verdammt. ZARA und Calzedonia konnten sich flächendeckend und global ausweiten. Diese Ladenketten beweisen: zwischen Mann und Frau wird alles gut. Ist das nicht schön? Prost!
QUIET WORDS
ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ
Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser
die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier
exklusiv niederschreibt.
Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims.
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