QUIET WORDS

Betrachtungen des ultimativ Weiblichen

Mehr Mistkübel bitte & ein Impfangebot vom DHL-Mann oder Pizza-Boten!

Corona: „Die“ Chance für Basketball-Koryphäen von morgen!

„Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente.“ Ein wundervolles Zitat von Mark Twain! Es ist anzunehmen, dass Gott ohnehin dem Affen, im Vergleich zum Menschen, mehr zugetan war. Zum einen hat der Mensch Gottes Sohn ans Kreuz genagelt, was einem Vater nicht wirklich gefallen kann; zum anderen machen Affen keinen Müll. Bananenschalen kompostieren sich selbst. Mit „to go“-Kaffeebechern, Bierdosen und Pizzaschachteln sieht die Sache, beziehungsweise die Umwelt anders aus.

Muell© Christian Houdek für MA48/Wien, Pixabay, StadtreinigungHamburg

Ich, Ihr radikal denkender Beauty.at-Kolumnist, bin Ihnen, geschätzte Leserin, für meine visionären Gedanken inzwischen hinlänglich bekannt. Meine weltbeste Chefredakteurin ließ mir dafür in diesen Texten auch immer wieder einiges an Bösartigkeiten und sexuellen sidesteps durchgehen. Danke! Nun, meine neuesten Ideen: Ich bin für die Einführung einer „Augenbeleidigungssteuer“. Die würde ich auf Elektroroller fahrende Menschen, kurz behoste Männer und auf überlaufende Mistkübel (piefchinesisch Abfalleimer) erheben. Die Steuereinnahmen würden sprudeln, auch dank Corona. Die Pandemie verändert schließlich alles. Essen und Trinken gibt’s nur mehr „to go“ oder wird „delivered“.

Bleiben wir beim to go: Viele scheint es nicht zu stören, wenn der wirklich vorzügliche „Kaiserschmarrn-to-go“ vom Demel in Wien bereits am Michaelerplatz die Temperatur von Tiefkühlkost vor dem Auftauen hat. Es ist halt noch nicht Sommer. Aber Wien besitzt, was man in München vergebens sucht: Mistkübel. An der Donau (die ich noch nie „blau“ erlebte, vermutlich weil ich noch nie zu viel Alkohol intus hatte), in Wien also nimmt man den Dalai Lama ernst. Der sagte nämlich: „Eine saubere Umwelt ist ein Menschenrecht.“ München hat dieses Menschenrecht verwirkt! Es gibt in der bayerischen Metropole kaum Abfalleimer und die wenigen, die es dort gibt, sind zum Bersten gefüllt. Sie  laufen und quellen über von Dosen, Kaffeebechern und Pizzakartons, jenen Verpackungen des Schachtelessens. In Wien (oder auch in Berlin und Hamburg) gibt es viele Mistkübel und die sind auch noch mit lustigen Sprüchen verziert: („Gib mir den Rest!“ oder „Tu ihn rein!“). Dank der hohen Wiener Mistkübeldichte können hier Basketballspieler von morgen ihre Treffsicherheit trainieren und sich so mit geleerten Pappbechern an das Niveau eines Dirk Nowitzki herantasten. Tu felix Austria wieder mal! (Mein kleiner München-Exkurs erklärt sich den österreichischen Leserinnen mit der Tatsache, dass diese Kolumne auch in München-Schwabing gelesen wird, wie mir meine weltbeste Nachbarin unlängst verriet.) 

Zurück nach Österreich! Es ist nicht „ungustiös“ bei Beauty.at über Mist und Müll zu schreiben . Auch in der schönen, heilen Beauty-Welt fällt jede Menge Abfall an. Aber wie differenziert wird damit umgegangen: Ihr Kolumnist erinnert sich, dass „Austria Glas Recycling“ in Verbindung mit der „Fragrance Foundation“ sich bereits vor Jahren dem Thema widmete : Wohin mit leeren Parfümflakons? Darf man diese bedenkenlos einem Glascontainer überantworten, obwohl doch der metallene Spraykopf untrennbar mit diesem Flakon verbunden ist? Solch lebensnahen Herausforderungen stellt sich die Beautywelt in Österreich, wo es romantisch den „Mistplatz“ gibt, der unromantisch und poesielos in der Piefkei „Wertstoffhof“ heißt.

Natürlich machen auch Meals on wheels von Lieferando, Deliveroo, foodora etc. Müll. Aber mit jedem Pizzaboten, der an der Haustür klingelt, um sein Schachtelessen loszuwerden, kann man sich schon mal auf den Lebensabend einstellen. Auf jene Zeit, wenn einem die Caritas mit ihrem „Essen auf Rädern“-Service die tägliche Nahrung „delivern“ wird. Lieferservices sind absolute Coronagewinner; die Kleinlaster von DHL-DPD-UPS-Hermes-etc. verstopfen die Straßen und bringen uns, was wir online bestellten. Aber: Amazon verdreifacht in der Coronakrise nicht nur seinen Gewinn, sondern verdreifacht dabei auch unseren Verpackungsmüll. Kann man dieser Entwicklung zum online-shopping mit anschließender Müllvermehrung nicht doch irgendwie etwas Gutes abgewinnen? Man kann, liebe Leserin, man kann!

Der wenige, aber regelmäßige Kontakt den wir noch real mit Menschen pflegen, beschränkt sich inzwischen auf jenen mit dem DHL-Mann oder dem Pizza-Boten an der Wohnungstür. Warum nutzen wir diesen kurzen, zwischenmenschlichen Moment der Paketübergabe nicht als zusätzliche Service-Leistung zum Impfen? Eine flächendeckende Impfung durch den DHL-Mann oder den Pizzaboten! Wir quittieren zukünftig das Amazon-Packerl nicht mit unserer Signatur auf einem Display, sondern ganz einfach per Pieks im Oberarm. Ich sehe sie schon alle mit entblößtem Oberarm an den Wohnungstüren stehen, freudig der Impfung entgegen sehend. Da können die Impf-Zentren zumachen. Paketzusteller erreichen nämlich jeden! Wir sind geliefert.

#pascalmorche

ÜBER DEN AUTOR

Pascal Morché

QUIET WORDS ist die gar nicht so stille Betrachtung des ultimativ Weiblichen, eine politisch unkorrekte Kolumne, deren Verfasser die Frauen kennt, sie liebend gerne beobachtet und seine Gedanken hier exklusiv niederschreibt.

Der bekannte Journalist Pascal Morché gilt als pointierter Autor, seine Kolumnen und Kommentare in führenden Tageszeitungen und Magazinen wie FAZ, SPIEGEL, die ZEIT und FOCUS zu Themen der Gesellschaft, Mode, Kunst und Kultur sind legendär. Seine "Lesungen der besonderen Art" haben Kultstatus. Seine Bücher "365 Tage Fashion" gelten als Bibel für Fashion Victims. 
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