Ursprung einer Legende

Mairosen-Ernte in Südfrankreich

Wenn sich frühmorgens die ersten Strahlen der Mai-Sonne langsam auf den Feldern von Joseph Mul in der Nähe des südfranzösischen Städtchens Grasse ausbreiten, herrscht hier bereits seit dem Morgengrauen geschäftiges Treiben.

Joseph Mul auf den Rosenfeldern in Grasse

Joseph Mul, sein Sohn Fabrice und seine Familie kultivieren auf sieben Hektar Land jene Rose, welche durch ihre strahlende Eleganz zum Zauber des begehrtesten Parfums der Welt beiträgt.

Eine unendlich scheinende, blühende Symphonie von mehr als 50.000 Mairosen-Sträuchern liefert das edelste Extrakt ihrer Blüten. Kostbares Absolue wird hier exklusiv für Chanel produziert und zählt zu den wichtigsten Essenzen von Chanel N° 5, dem meistverkauften Parfum der Welt.

Die kleinen runden Blüten der Mairose bestehen aus je hundert zarten, intensiv duftenden, rosa Blättern, denen die Rose auch ihren lateinischen Namen - Rosa Centifolia - verdankt.

Am frühen Morgen werden die taufrischen Rosen gepflückt

Seit 6.00 Uhr morgens sind die Pflücker auf den Rosenfeldern unterwegs, um die frischen, überaus empfindlichen Blüten zu ernten, welche sich erst bei Tageslicht vollkommen öffnen. Die Zeit drängt,  denn die die Rose blüht nur einmal im Jahr und die Ernte muß innerhalb von knapp vier Wochen eingebracht werden.

Joseph Mul kultiviert die Mairosen, welche nur in Grasse seit Anfang des 20. Jahrhunderts gezüchtet werden, mit besonderer Sorgfalt und in Weiterführung der Methoden seiner Vorfahren.

Biologischer Anbau, pestizidfreier Dünger und die lange Tradition der Rosenzucht lassen im milden Klima Südfrankreichs nur beste Qualität für den edelsten  Rohstoff dieses Parfums heranreifen.

Rosenblüten werden für die Extraktion vorbereitet

Nach dem Pflücken werden die Rosen in Jutesäcke gesammelt,  gewogen und sofort in der kleinen Manufaktur der Familie Mul am Rande der Rosenfelder verarbeitet.

Den ganzen Tag ergiessen sich die frisch geernteten Mairosen in rosa Kaskaden in den Extraktionsbehälter, wo die zarten Pracht von tausenden Blüten in fünf Schichten eingelegt wird. Durch Zugabe eines flüchtigen Lösungsmittels entlockt man den Rosen bei der Extraktion ihr duftendes Geheimnis.

Das Ergebnis der Bemühungen ist das sogenannte Concrete - eine feste Masse bestehend aus Duftaromen und Wachsen.

Rosenblätter nach erfolgter Extraktion

Die bereits extrahierten Blüten werden nochmals mit Wasserdampf bearbeitet und anschließend kompostiert.

In einem weiteren Arbeitsschritt versetzt man nun das Concrete mit Alkohol, um das Wachs abzuscheiden und den reinen Duftstoff zu extrahieren. Dabei verdampft der Alkohol und zurück bleibt die kostbarste aller Essenzen - das Absolue.

Eine Tonne an Rosenbüten ist erforderlich, um  1,5 kg Absolut zu gewinnen. Davon gelangen nur wenige, kostbare Tropfen in jeden Flakon von Chanel N° 5, um dem Duft seine unverwechselbare Note purer Weiblichkeit zu verleihen.

Bild links: 

Schicht für Schicht werden die Rosenblätter nach dem Extraktionsverfahren aus dem Kessel gehoben.

Durch die exklusive Vereinbarung mit Partnern wie Joseph Mul will Chanel sicherstellen, daß die Tradition und das Wissen von Grasse und damit auch diese Blumen, welche aus der französischen Parfumkultur und Parfumeurskunst nicht wegzudenken sind, auch in Zukunft erhalten bleiben.

Es ist ein kostspieliger Luxus, aber vermutlich auch die einzige Methode, um den Charakter dieses außergewöhnlichen Parfums zu bewahren, welches wie kein anderes den Stil des Hauses Chanel verkörpert.

Jacques Polge - Das Interview

Im Gespräch mit Jacques Polge - legendärer Parfümeur, Schöpfer vieler Chanel Düfte und "Nase" des Unternehmens  - wollten wir mehr über die Kunst der Parfumherstellung erfahren: