Medizinische Ästhetik im Mainstream
Die Trendprognose 2025
Das Marktforschungsinsitut Mintel – die weltweit führende Agentur für Market Intelligence - prognostiziert alljährlich jene Trends, die das Konsumverhalten in den nächsten Jahren nachhaltig verändern werden. Für 2025 hat Mintel die Nuancen aller sieben Trendtreiber - Werte, Wohlbefinden, Identität, Rechte, Technologie, Umfeld und Erlebnisse - auf verschiedenen Ebenen analysiert und festgehalten, dass die medizinische Ästhetik im Mainstream angekommen ist. Wir haben dazu mit dem Ästhetischen Mediziner und Plastischen Chirurgen Dr. Alexander Siegl gesprochen.
Im Wandel: Die Einstellung zum Schönheitsideal
Im Gesundheits- und Schönheitsbereich ist vieles im Umbruch, vor allem die Einstellung zum Schönheitsideal verändert sich. Medikamente zur Gewichtsabnahme und Schönheitsoperationen werden zur Normalität. Konsument:innen erwarten, daß Medizin und Unternehmen der Schönheitsbranche auf ihre unmittelbaren, ästhetischen Wünsche eingehen, wünschen sich gleichzeitig aber auch Lösungen für eine Gesundheit bis ins hohe Alter hinein.
Da medizinische Ästhetik in einer alternden Gesellschaft zum Mainstream wird, kurbelt dies auch die Entwicklung von Produkten für die Pflege vor und nach dem ästhetischen Eingriffen an, um sicherzustellen, dass optimale Ergebnisse nicht nur erzielt, sondern auch langfristig beibehalten werden. Gleichzeitig erwartet man von Gesundheits- und Schönheitsprodukten auch mehr Transparenz, Sicherheit und Effizienz.
Schönheitsideal und Selbstwahrnehmung
Der Wunsch nach Jugend und Schönheit ist tief in uns verwurzelt, und mit einer verlängerten Lebensspanne verstärkt sich auch das Bedürfnis, das gelebte Gefühl der Jugendlichkeit auch nach außen zu tragen. Selfies und das überbordende Filter-Angebot haben auch die Selbstwahrnehmung tiefgreifend verändert. Das persönliche Schönheitsideal bezieht sich längst nicht mehr nur das verjüngte Ich, die Idealisierung des Aussehens hat sich durch den Einsatz von Filtern verstärkt.
Selbstwahrnehmung und Alterung
Die Auswirkungen der chronologischen Alterung sind unvermeidlich. Sie führt zu architektonischen Veränderungen auf allen Gewebeebenen wie Haut, Fett, Muskeln und Knochen, die die Verhältnisse und Proportionen eines Gesichts verändern. Die Alterung ist ein fortschreitendes Phänomen, das vielfach mit dem Verlust der Attraktivität verbunden wird und zu einer negativen Selbstwahrnehmung führt.
Dr. Alexander Siegl , Plastischer Chirurg und Spezialist für Brust-, Nasen- und Lidkorrekturen sowie für Haarthemen mit Ordinationen in Wien und Linz, meint dazu: „Die Ästhetische Medizin hat die Möglichkeit, diesen physiologischen Prozess mit unterschiedlichen Behandlungen zu unterbrechen. Während die meisten ästhetischen Behandlungen in erster Linie auf das äußere Erscheinungsbild abzielen, sind begleitend auch positive psychosoziale Veränderungen zu bemerken. Im Wesentlichen können ästhetische Behandlungen dazu beitragen, eine negative Selbstwahrnehmung und/oder Depressionen zu verbessern“.
Die Rolle der Ästhetischen Medizin
Die ästhetische Medizin bietet eine Vielzahl von Behandlungen an, die den Alterungsprozess „verlangsamen“ oder seine sichtbaren Anzeichen mindern, von minimal-invasiven Behandlungen wie Dermalfiller- oder Botox-Injektionen, Hautstraffung und Laserbehandlungen bis hin zu operativen Eingriffen. Sie können zwar die Zeichen der Alterung nicht vollständig stoppen, tragen jedoch zur Verjüngung und/oder Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes bei und können das psychologische Wohlbefinden positiv beeinflussen.
Einfluss ästhetischer Behandlungen auf das Selbstwertgefühl
Viele Menschen berichten nach ästhetischen Eingriffen von einem gesteigerten Selbstwertgefühl und einer verbesserten psychologischen Einstellung zum eigenen Altern. Der Effekt einer Behandlung kann das psychologische Altern in zweifacher Hinsicht beeinflussen:
1. Stärkere Akzeptanz des Alterns
: Menschen fühlen sich wohler in ihrer Haut und nehmen die äußeren Veränderungen positiver an.
2. Steigerung der Lebensqualität
: Studien belegen, dass ein verbessertes Selbstbild zu einer insgesamt höheren Lebensqualität beitragen kann, die wiederum das Risiko für psychische Erkrankungen reduziert.
Der Umgang mit der Alterung ist eine persönliche und dynamische Erfahrung. Die ästhetische Medizin kann Menschen helfen, sich in ihrem Körper wohler zu fühlen und die Anzeichen des Alterns zu akzeptieren, doch sie ersetzt nicht die Bedeutung einer positiven Einstellung zum Alterungsprozess.
Langfristig ist das Ziel der ästhetischen Medizin nicht nur, Menschen „jünger“ erscheinen zu lassen, sondern ihnen zu helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und eine positive Beziehung zum eigenen Körper aufzubauen, sodass sie den Alterungsprozess mit Gelassenheit und Würde erleben.
Ästhetische Medizin löst nicht nur ästhetische Probleme, sondern kann auch die psychische Gesundheit der Patienten verbessern. Der Arzt hat die Möglichkeit, Unsicherheiten zu erkennen, die zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung führen und Patienten helfen, indem die individuellen Schönheitsprobleme behandelt werden.
Ist Alterung eine Krankheit?
Nein – und Ja! Der Zustand des Körpers verschlechtert sich in Abhängigkeit von inneren und äußeren Stressfaktoren. Da auch die Selbstwahrnehmung des Alterungsprozesses einen direkten Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden hat, trägt die ästhetische Medizin zu einer positiven Wahrnehmung bei, was sich sowohl positiv für den Einzelnen als auch für das allgemeine Gesundheitssystem auswirkt.
Wie kann die ästhetische Medizin die Selbstwahrnehmung ihrer Patienten verbessern?
Dazu meint Dr. Siegl: „Im Idealfall begleitet man den Alterungsprozess eines Patienten und kann neben der Erfüllung ästhetischer Bedürfnisse auch zu positiven mentalen Veränderungen beitragen, die zu einem zufriedenen Leben führen“. Langfristig ist das Ziel der ästhetischen Medizin nicht nur, Menschen „jünger“ erscheinen zu lassen, sondern ihnen zu helfen, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und eine positive Beziehung zum eigenen Körper aufzubauen, sodass sie den Alterungsprozess mit Gelassenheit erleben.