Gütesiegel für Naturkosmetik
Viele Produkte tragen Siegel - aber was bedeutet dies ?
Leider gibt es bis heute keinen allgemein gültigen Standard für reine Naturkosmetik, der länderübergreifend gültig wäre. Doch zwischenzeitlich wurden Richtlinien entwickelt, die zur Erlangung von Gütesiegeln international anerkannt sind.
Zertifizierte Marken werden sorgfältig ausgewählt und kontrolliert, denn sie müssen sich an die Richtlinien für kontrollierte Naturkosmetik des BDIH, dem Gütesiegel von Eco Cert, Demeter oder anderen Kriterien für Naturkosmetik orientieren.
Wir haben hier die wichtigsten Begriffe und Gütesiegel angeführt, um Ihnen die Orientierung zu erleichtern.
Demeter - Zeichen für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise
In den 1920/30er Jahren entwickelten sich in der Landwirtschaft erste ökologische Konzepte. In dieser Zeit entstand in Deutschland auch Demeter. Aufbauend auf dem ganzheitlichen Konzept des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner, entwickelte sich die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise.
Der landwirtschaftliche Betrieb wird dabei als lebendige Wesenheit (Betriebsorganismus) betrachtet. Entscheidend ist dabei das persönliche Verhältnis der Demeter-Landwirte zur Natur. Das Demeter-Gütesiegel entstand in den 1930er Jahren.
Zeitgleich entwickelte sich auch der organisch-biologische Landbau. Er hat seine Wurzeln in der Schweizerischen Bauern- und Heimatbewegung, die von dem Agrarpolitiker Dr. Hans Müller gegründet wurde. Neben ursprünglichen Idealen wie Bewahrung der bäuerlichen Landwirtschaft, Erhaltung von Familie und Hof, christliche Ethik, wurden Verantwortung für Natur und Schaffung hochwertiger Nahrungsmittel zu gerechten Preisen gestellt. In den 1950er Jahren schlossen sich süddeutsche Bäuerinnen und Bauern der Bewegung an. Über Genossenschaften und Reformwareunternehmen wurden die Erzeugnisse vermarktet und teilweise per Paket den Endverbrauchern zugestellt.
Als internationale Bio-Marke ist Demeter auf allen Kontinenten vertreten. Von Argentinien bis Ungarn wird in 38 Ländern auf über 3500 Betrieben mit rund 100 000 Hektar Fläche nach den konsequenten Demeter-Richtlinien anerkannt biologisch-dynamisch gewirtschaftet.
Mehr Informationen zu Demeter finden Sie unter
BDIH Siegel für "Kontrollierte-Natur-Kosmetik"
Dieses Siegel wurde geschaffen, um echte Naturkosmetik von allen anderen Produkten zu unterscheiden, die lediglich einige natürliche Pflanzenwirkstoffe enthalten und deren Rest der Rezeptur aus den üblichen synthetischen Wirkstoffen besteht.
Die Richtlinie beschreibt Standards für Naturkosmetikprodukte, die sich auf die Gewinnung bzw. Erzeugung der Kosmetikrohstoffe sowie auf deren Verarbeitung beziehen. Bei der Gewinnung der verwendeten Rohstoffe wird darauf geachtet, dass die Natur wenig gestört wird und in ihrer Lebensform erhalten bleibt, wobei die Belange des Tier- und Artenschutzes besonders berücksichtigt werden.
Eingriffe durch Genmanipulation in das Erbgut von Tieren und Pflanzen werden abgelehnt. Die Umwandlung der Rohstoffe zu kosmetischen Präparaten soll schonend und mit wenigen chemischen Prozessen erfolgen. Verpackungen sollen sparsam und umweltverträglich sein. Die Bevorzugung natürlicher Rohstoffe ergibt sich zu einem großen Teil aus ihrer ökologischen Überlegenheit, vor allem wenn sie aus kontrolliert-biologischem Anbau oder anderweitig verantwortungsvollem Umgang mit natürlichen Ressourcen stammen.
Die Kriterien
1. Pflanzliche Rohstoffe
Einsatz pflanzlicher Rohstoffe soweit möglich aus:
- kontrolliert-biologischem Anbau (kbA), unter Berücksichtigung von Qualität
und Verfügbarkeit
- kontrolliert-biologischer Wildsammlung
2. Tierschutz
Tierversuche und Endprodukte
Weder bei der Herstellung noch bei der Entwicklung oder Prüfung der Endprodukte werden Tierversuche durchgeführt noch in Auftrag gegeben.
Tierversuche und Rohstoffe
Rohstoffe, die vor dem 01.01.1998 noch nicht im Markt vorhanden waren, dürfen nur dann verwendet werden, wenn sie nicht im Tierversuch getestet worden sind. Außer Betracht bleiben hierbei Tierversuche, die durch Dritte durchgeführt wurden, die weder im Auftrag noch auf Veranlassung des Auftraggebers gehandelt haben, noch mit diesen gesellschaftsrechtlich oder vertraglich verbunden sind.
Tierische Rohstoffe
Der Einsatz von Rohstoffen toter Wirbeltiere (z.B. Walrat, Schildkrötenöl, Nerzöl, Murmeltierfett, tierische Fette, tierisches Collagen und Frischzellen) ist nicht gestattet.
3. Mineralische Rohstoffe
Der Einsatz anorganischer Salze (z.B. Magnesiumsulfat) und mineralischer Rohstoffe (z.B. Natriumchlorid) ist grundsätzlich gestattet. Ausnahme siehe unter Punkt 5.
4. Rohstoffe mit beschränktem Einsatz
Für die Herstellung von Naturkosmetika können Bestandteile verwendet werden, die durch Hydrolyse, Hydrierung, Veresterung, Umesterung oder sonstige Spaltungen und Kondensationen aus folgenden Naturstoffen gewonnen werden:
- Fette, Öle und Wachse
- Lecithine
- Lanolin
- Mono-, Oligo- und Polysaccharide
- Proteine und Lipoproteine
Den konkreten Rohstoffeinsatz regelt die aktuelle Positivliste für die Entwicklung und Herstellung von "Kontrollierter Natur-Kosmetik."
5. Bewußter Verzicht auf
- organisch-synthetische Farbstoffe
- synthetische Duftstoffe
- ethoxilierte Rohstoffe
- Silikone
- Paraffine und andere Erdölprodukte
Zulassungskriterium für natürliche Riechstoffe ist die ISO-Norm 9235.
6. Konservierung
Zur mikrobiologischen Sicherheit der Produkte werden, neben natürlichen Konservierungssystemen, nur bestimmte naturidentische Konservierungsmittel zugelassen:
- Benzoesäure, ihre Salze und Ethylester
- Salicylsäure und ihre Salze
- Sorbinsäure und ihre Salze
- Benzylalkohol
Beim Einsatz dieser Konservierungsstoffe ist der Zusatz: "Konserviert mit ... [Name des Konservierungsstoffes]" erforderlich!
7. Keine radioaktive Bestrahlung
Eine Entkeimung von organischen Rohstoffen und kosmetischen Endprodukten durch radioaktive Bestrahlung ist nicht gestattet.
8. Kontrolle
Die Überprüfung der Einhaltung oben aufgeführter Kriterien wird durch ein unabhängiges Prüfinstitut gewährleistet. Die Einhaltung der Kriterien wird durch das verbandseigene Prüfzeichen dokumentiert.
Weitere Zielsetzungen:
Rohstoffvoraussetzungen
- Transparenz bei der Herstellung mit durchschaubaren Verfahren und
- konsequente Verbraucheraufklärung.
Aktiver Einsatz gegen Genmanipulation
Da die Gentechnik in der Landwirtschaft umstritten und ökologisch nicht vertretbar ist, wird der biologische Anbau unterstützt und ein aktiver Einsatz gegen die Gentechnik betrieben.
Ökologische Verträglichkeit
- Ausschließlich natürliche Ausgangsrohstoffe, wenn möglich zertifiziert nach EG-Bio-VO
- Umweltschonende Herstellverfahren
- Optimale Abbaubarkeit der Rohstoffe und Fertigprodukte
- Sparsame, umweltverträgliche und recyclingfähige Verpackungen
- Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen
Soziale Verträglichkeit
- Rohstoffe aus Fair Trade und Dritte-Welt-Projekten
- Gebrauch und Entsorgung
- Kollegiales Miteinander
ECOCERT Siegel für Kontrollierte Naturkosmetik
Ecocert ist ein international tätiger, unabhängiger Kontrollverband im Umweltbereich, mit Hauptsitz in Frankreich. Seit 2002 prüft Ecocert auch Kosmetikprodukte auf ökologische und biologische Qualität und hat dafür zwei Labels mit eigenen Kriterien entwickelt:
Das Label für "Ökologische und biologische Kosmetik" kennzeichnet Produkte, bei denen mindestens 95 Prozent der gesamten Inhaltsstoffe natürlichen Ursprung sind. Zudem müssen mindestes 95 Prozent der gesamten pflanzlichen Stoffe aus biologischem Anbau stammen.
Das Label "biologische Kosmetik" wird für Produkte eingesetzt, bei denen mindestens 50 Prozent der eingesetzten pflanzlichen Stoffe aus biologischem Anbau stammen.
Ecocert hat derzeit europaweit rund 600 Produkte von 50 Herstellern zertifiziert. Der überwiegende Anteil stammt jedoch aus Frankreich.
Leaping Bunny Siegel
Das Leaping Bunny Siegel ist ein weltweit anerkanntes Gütesiegel für tierleidfreie Kosmetik und bestätigt die Einhaltung des HCS (Humane Cosmetic Standard).
Der HCS wurde von einem internationalen Verbund Europäischer und Nordamerikanischer Tierschutzgruppen ins Leben gerufen. HCS-Firmen dürfen weder Tierversuche durchführen, noch in Auftrag geben.
Außerdem müssen sie eine bestimmte Frist einhalten, ab der auch keine Tierversuche mehr für Inhaltsstoffe durchgeführt werden dürfen. Die Einhaltung des Standards wird regelmäßig von einem unabhängigen Audit überprüft. Der "leaping bunny" ist einzigartig, da dieses Qualitätssiegel die erste internationale Initiative für tierversuchsfreie Kosmetik darstellt und somit repräsentativ für eine globale Tierschutzpolitik ist.
IHTK-Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik
Der IHTK (Internationaler Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik) kämpft seit vielen Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund dafür, dass Tierversuche in der Kosmetik endgültig verboten werden. Alle Produkte, die der Richtlinie des IHTK entsprechen, sind an dem Symbol "Hase mit schützender Hand" zu erkennen.
Dieses Qualitätssiegel signalisiert dem Verbraucher, dass:
· Keine Tierversuche für Entwicklung und Herstellung der Endprodukte durchgeführt werden.
· Keine Rohstoffe verarbeitet werden, die nach dem 01.01.1979 erstmals im Tierversuch getestet
wurden.
· Keine Rohstoffe Verwendung finden, die durch Tierquälerei gewonnen oder für die Tiere eigens
getötet wurden (z.B. Nerzöl, Walrat, Zibet, Schildkrötenöl, Seide, Cocenilleläuse). Ausgenommen sind
Rohstoffe von lebenden Tieren wie Bienenwachs, Honig, Milchprodukte oder Wollfett,
· Keine wirtschaftliche Abhängigkeit zu anderen Firmen besteht, die Tierversuche durchführen oder in
Auftrag geben.
Alle IHTK-Mitgliedsfirmen müssen regelmäßig detaillierte Rohstofflisten mit Lieferantenangaben, sowie die Rezepturen aller Produkte offen legen und sämtliche Inhaltsstoffe auf den Verpackungen deklarieren.
Weitere Informationen über Qualitätskriterien und Gütesiegel finden Sie hier: