Meditation im Wüstensand

Auf dem Weg durch die Sahara zu sich selbst

Stille, Weite, Schweigen, Nichts Tun - einfach Sein?  Schafft der zivilisationskranke Mensch, seine Emotionen zu erkennen und zu akzeptieren ? Kann ein Aufenthalt in der Wüste, verbunden mit Mediation und Stille,  unseren Geist und Körper wieder ins Lot bringen, Stress und Krankheit von uns nehmen? Folgen Sie diesem subjektiven Reisebericht über meditative Arbeit und emotionale Selbstheilungsprozesse in der Sahara.

Sahara bei Touzeur© Alexander Haslberger

Im Einklang mit der Natur

Das Wissen um die Harmonie von Geist, Körper und Emotionen als Voraussetzung für Leistungsfähigkeit, Schönheit und Gesundheit findet sich als fester Bestandteil fast aller Kulturen.

Die verschiedenen Wege zu dieser Harmonie sind geprägt von unterschiedlichen Denkansätzen, zumeist spielt dabei das Verhältnis zwischen Mensch und Natur eine wichtige Rolle. Jeder Stamm, jedes Volk hat seine spezifischen Kraftplätze in der Natur gefunden.

Moderne Wissenschaften wie die Humanökologie beschreiben die Interaktion zwischen Mensch und Natur als ganzheitliches System, beide als Partner einer gemeinsamen Entwicklung.

Eine bessere Gesundheit von Menschen an Orten, in denen Natur, Landschaft und menschliche Kultur  ästhetisch und nachhaltig in Einklang stehen, ist wissenschaftlich anerkannt.

Wege in die Wüste

Gerade die Wüste ist ein Ort solcher starker Einflussnahme auf den Menschen. Hier hat der Kampf um die bestmögliche Nutzung  der geringen Ressourcen wie Wasser oder Nahrung sowie harte Umweltbedingungen ein sensibles, aber auch hochentwickeltes Ökosystem geschaffen.

Kameltrekk in der Sahara© Alexander Haslberger

Pflanzen und Tiere der Wüste mussten besondere Anpassungsfähigkeiten entwickeln, um hier gedeihen zu können, wie das erstaunliche Beispiel von Tamarisken zeigt.

Diese Bäume trotzen nicht nur dem Sand der Sahara, sondern auch dem Salz, welches an den Blättchen wieder ausgeschieden wird.

Der Mensch lernt an diesem Ort, seine Sinne zu schärfen. Gefangen genommen von den Eindrücken und der Konzentration auf seine Umgebung  erfährt man eine  bessere Konzentrationsfähigkeit auf Wesentliches und eine erstaunliche Klarheit von Gedanken und Emotionen. "Die Wüste reinigt Seele und Geist. Ihre Wahrheit offenbart sich in der Stille" beschreibt  ein altes nomadisches Sprichwort.  

Angenehmes Nebenprodukt dieser Anpassung ist das Vergessen üblicher Zivilisationsprobleme wie Rückenverspannungen oder Verdauungsprobleme.

Geographie und  Nomaden

Um diese Kräfte zu nutzen besuchen wir in Begleitung von Margit Satyana, Expertin für Selbstheilungsprozesse, eines der kraftvollsten Wüstengebiete -  die Sahara  nahe von Douz in Tunesien.

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Unsere  Anreise ist einfach und bietet eine harmonische  Einstimmung auf die neuen Erfahrungen. Tunesien ist zwar hauptsächlich für seine Sandstrände und mediterranes Klima bekannt, doch im von der Sahara geprägten, sonnenverbrannten »Großen Süden« ziehen sich Gebirgs-, Steppen- und Wüstenlandschaften bis an die algerische und lybische Grenze.

Im Anschluß an den Direktflug von Wien nach Djerba können bei einer Fahrt im Jeep durch die  kargen, zerklüfteten Berglandschaften Berberbauten sowie Wohnhöhlen bei  Matmata  besichtigt werden.

Das Wort  Berber bedeutet „Bärtiger“  und wurde von den Römern übernommen, welche damit alle Menschen bezeichneten,  die nicht die lateinische Sprache beherrschten. Viele Berberstämme Nordafrikas leben bis heute halbnomadisch, der Karawanenhandel hat bis jetzt die Existenz gesichert.

Abschied von der Zivilisation

Nach einer Übernachtung in einem der luxuriösen Hotels in Tozeur im typischen Lehmburgenstil  mit ornamentalem Dekor geht es per Jeep hinein in den Sonnenaufgang in der Salzwüste des Schott El Djerid.  Hier wurden Salze, Gips und anderen Sedimente aus den Gebirgen in eine abflusslose Senke geschwemmt.

Die Zähne Allahs © Alexander Haslberger

Nach Regenfällen sind große Teile des Schotts überflutet, doch zumeist  ist das Wasser verdunstet und das Salz blüht.

Wer nicht bereits durch Erinnerungen an Karl May‘s Schilderungen von im Salz untergehenden Karawanen sensibilisiert ist, dem verhilft das von der endlosen Salzfläche und Hitze getriebene Spiel von Licht und Farben zu ganz persönlichen Fata Morgana- Eindrücken. Der Sonnenaufgang eröffnet dazu sein ganz besonderes Farbenspiel.

Hier unterstreichen die "Zähne Allahs", bizarre, windgeformte spitze Sandformationen die starke Verbindung zwischen Natur und Spiritualität. 

Alte Aufzeichnungen berichten auch von einer untergegangenen  matriachalischen Amazonenkultur in diesem Raum. Im Souk von Douz haben wir das in der Wüste unentbehrliche  Kopftuch der Nomaden als  Schutz gegen Sand, Wind und Kälte besorgt.

Tradition und Lebensfreude

In Sabria schließlich erreichen wir die äußerste Grenze zur Wüste. In dem kleinen  Ort leben  5 nomadische Großfamilien, ihnen hat die Regierung hier Land geboten, um Landwirtschaft wie etwa den Anbau von Dattelbäumen zu betreiben.  Man findet hier vor allem Frauen und Kinder der letzten Generation jener Nomadenstämme, welche zuvor in der Wüste lebten und diese durchwanderten. Das überlieferte Wissen vieler Generationen wird hier weitergegeben und die Männer des Dorfes, wie unser  Führer Brahim und seine verwandten Helfer, betrachten nach wie vor die Wüste als ihre Heimat und sich selbst als Nomaden. Sie kennen die Wege, Orte und Gefahren der Wüste und sie haben sowohl die Orientierungsmöglichkeiten als auch die Fähigkeiten, in der Sahara zu leben.

Brot backen im Wüstensand© Alexander Haslberger

Eindringlich verweisen sie auf ihr schönes, friedvolles Leben und die Möglichkeit, moderne  Hilfsmittel wie Mobiltelefone mit ihrem traditionellen Lebensstil zu verbinden. 

Höflich, freundlich, zuvorkommend und sorgfältig achten Sie auf unsere Wünsche und Sicherheit. Mit der ihnen eigenen Freude an detaillierten, besonders ausgeschmückten Schilderungen bringen sie uns die Beziehung zwischen  Wüste und deren Bewohner nahe.

Voll Stolz  lassen sie uns teilhaben an ihrem Leben und zeigen, wie wohlschmeckendes Brot in der Wüstenerde mit der heißen Asche des Feuers gebacken werden kann. Sie erklären, wie Orientierung selbst in den Dünen der Wüste möglich wird,  wie die morgendlichen Spuren der Tiere im Sand über die Geschehnisse der Nacht Aufschluss geben oder welche Geschichten die Grabmäler von  Marabouts, den wohltätigen Heiligen,  über Spiritualität und Glauben der Menschen  erzählen.

Diese Söhne der Wüste sind es auch, die uns fortschrittsgetriebenen, naturblinden Europäern kurzfristig eine kraftvolle Auseinandersetzung mit der Wüste ermöglichen. Und ihre freundschaftliche Verbindung zu Margit Satyana, unserer Meditationsexpertin, öffnet uns die Tür zu einer neuen Lebenserfahrung.

Wüstencamp oder Kameltrekk

Das Wüstencamp liegt  einige Kilometer südlich von Sabria, inmitten traumhafter Sanddünen und besteht aus einigen wenigen Nomadenzelten für zwei bis drei Personen.

Wüstencamp© Alexander Haslberger

Das Leben ist denkbar einfach, ebenso die Nahrung, welche typischerweise aus Hülsenfrüchten besteht, wohlschmeckend  mit würzigen Kräutern angereichert. Die tägliche körperliche Bewegung unterstützt das Wohlbefinden.

Ein heiliger Baum auf der höchsten Düne bildet den Orientierungspunkt für individuelle und spontane  Wanderungen in den schier endlos scheinenden Sandebenen - allein mit sich selbst, mit allen Ängsten, Fragen und dem Vertrauen in den eigenen Weg durch die Dünen.


Wer den Kameltrekk wählt, steuert jeden Abend einen anderen Ort an, jedesmal Plätze von starker Ausdruckskraft. Sattel und Decken bilden ein gemütliches Lager zum Erzählen von Geschichten, für Musik, Tanz  und Meditationen am Abend.

Meditation am Lagerfeuer© Alexander Haslberger

Zwar wird ein Gemeinschaftszelt aufgebaut, aber niemand lässt es sich nehmen, im Schlafsack auf der eigene Düne den Weg der Sterne, die Stille  und die einsetzende Morgenröte zu verfolgen.

Die meditative Arbeit von Margit Satyana bildet das zentrale Element dieser Touren, egal ob im Wüstencamp oder im Rahmen eines Kameltrekks. Als ausgebildeter Journey Practitioner und erfahrene Expertin für emotionale Selbstheilungsprozesse unterstützt sie auf dem Weg des mediativen Selbstverstehens.

Von kontinuierlicher  intensiver Arbeit über gelegentliche naturverbundene Meditationen für Interessierte bei Kameltouren bis hin zu  offenen Gesprächen über persönliche Probleme geht sie auf unterschiedliche Wünsche ein.

Erfahrung und Emotionen

Nach erstaunlich kurzer Zeit hat uns die Wüste so stark in ihren Bann gezogen, dass die üblichen Gedanken und Sorgen aus unserem Leben  in den Hintergrund gedrängt waren, die Konzentration auf  den Augenblick gesteigert und Empfindungen und Gedanken klarer wurden.

Meditation in der Wüste© Alexander Haslberger

Der Wüstenwind hat uns den Sand solange durch unsere Kleider  getrieben, bis wir die Gegenwehr aufgaben und lernten zuzulassen.

Die Trommeln und Flöten unserer Nomadenfreunde am Lagerfeuer  ließen unser Schweigen zum beredten Ausdruck  unserer Gefühle werden. Die im täglichen Leben zumeist gut gehüteten Geheimnisse persönlicher Schwächen wurden Gegenstand gemeinsamer Arbeit.  Nächtlich im Schlafsack, alleine auf einer Düne  liegend, ohne gewohnte Abgrenzungen erlaubten unsere Ängste vor den Gefahren der Wüste uns so lange keinen Schlaf, bis wir genügend Vertrauen zu uns und zu den klar funkelnde Sternen über uns  fanden.

Den Weg zu erkennen und zu finden, war und ist  stets zentrale  Notwendigkeit  jedes Wüstenreisenden.  Die wechselnden Formationen der Dünen und Muster im Sand, getrieben durch den  steten Wüstenwind stärken die Konzentration. Das Erkennen von kaum sichtbaren Zeichen wie jener unscheinbare Busch, der erst bei genauerer Ansicht seine kleinen rosaroten Blüten mitten im Sandmeer offenbarte, schärfte den Blick. Und das nächtliche Beobachten der wandelnden  Sternenbilder trug dazu bei, Klarheit für den persönlichen Weg zu finden und notwendige Entscheidungen zwischen oftmals widersprechenden Werten unseres Lebens zu ermöglichen.

www.indigourlaub.com

Autor: Dr. Alexander Haslberger