Papier d'Armenie
Ein duftender Brandsatz
Die Geschichte von Papier d'Armenie® beginnt im 19. Jahrhundert, als den Franzosen Auguste Ponsot bei einer Reise durch Armenien beeindruckt, wie die Bevölkerung ihre Häuser durch das Verbrennen von Benzoinharz aromatisiert und zugleich desinfiziert. Fasziniert von diesem Ritual beschliesst er, dieses Harz nach Frankreich zu importieren.
Sein Geschäftspartner, der Pharmazeut Henri River, entdeckte, daß sich bei Auflösung des Benzoin in Alkohol ein langanhaltender Duft entwickelte. Sofort entstand die Idee: Hier ein Aroma hinzuzufügen, würde dem Duft ein wunderbare aromatische Nuance verleihen, es fehlte nur der passende Dufträger. Gefunden wurde Löschpapier, welches die Mixtur aufsaugte, dabei den Originalduft des Benzoeharzes beibehielt und langsam ohne Flamme verbrannte.
Nach einigen mißglückten Versuchen entstand das Armenische Papier , das in Frankreich zu einem unglaublichen Erfolg wurde. Bei der Pariser Hygienemesse 1888 und bei der ein Jahr später folgenden Weltausstellung konnte das faszinierende Duftpapier sein Können und seine anti-septischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Unter zwei Glasglocken platzierte man je ein rohes Stück Fleisch, eines ohne, das andere mit dem duftenden Papierstreifen, der unter der Glasglocke langsam verbrannte. Nach einer Woche hatte das Fleisch den Duft des Papieres absorbiert und war immer noch genießbar, während das andere Stück verdorben war.
Bis heute ist Papier d’Arménie®
ein wichtiger Bestandteil der französischen Kultur und findet immer wieder in Musik und Literatur z.B. von Serge Gainsbourg ( "Les Petits Papiers") oder von Georges Perec und Robert Sabatier ( "Les allumettes suédoises" ) Erwähnung.
Benzoin - bekannt für seine süßen, Vanille- und balsamischen Noten - ist ein wichtiger Inhaltsstoff in der Parfumindustrie, so wird es von Guerlain für Shalimar verwendet. Ohne Benzoin wäre Papier d’Arménie® undenkbar. Dieses Harz wird vom Styrax Baum gewonnen, der in Fernost, hauptsächlich in Laos beheimatet ist. Sobald der Baum einen Durchmesser von 15 cm erreicht, schlägt man die Rinde an und das Harz kann nach etwa sechs Monaten in Form von "Tränentropfen" geerntet werden.
Ein einzelner Baum liefert 1 bis 3 kg Benzoin pro Jahr. Die darin enthaltene Benzoinsäure mit einem Anteil von 25 % verleiht dem Harz seine antiseptischen Eigenschaften.
Seit 1885 wird armenisches Papier in derselben Fabrik an der Peripherie von Paris hergestellt. Bereits in vierter Generation produziert man hier zwei Millionen duftende Papierbüchlein pro Jahr. Auch wenn der Herstellungsprozess der Büchlein heute zum Teil automatisiert ist, hat sich an der Produktion nichts Grundlegendes geändert. Im Keller mazerieren in Tanks drei Monate lang Benzoe, Vanille und andere Zutaten, die Teil eines streng gehütetes Firmengeheimnis sind. Um den Duft besser aufzunehmen, wird das saugfähige Papier in Salzlake getaucht, getrocknet und gepresst, bevor es ins Duftbad kommt. Dabei erhält es seine typische Mahagoni-Farbe. Danach wird es im Ofen getrocknet, wieder gepresst und zwei Monate gelagert, bis es geschnitten, perforiert und zu einem Büchlein geheftet wird. Das Aussehen des Umschlags wurde seit Jahrzehnten nicht verändert.
In Frankreich leben eine halbe Million armenienstämmige Personen, darunter auch der erfolgreiche Parfumeur Francis Kurjdijan, der mit LA ROSE eine neue Duftkomposition für die Jubiläumsausgabe von Papier d’Arménie kreierte. Das tradionelle Heftchen, welches seit 1885 hergestellt wird, ist durch seine süssen, Vanille- und balsamischen Noten ein duftendes Sinnbild des Fernen Ostens.
In Frankreich ist Papier d'Armenie um wenige Euros in Apotheken zu haben. In Wien haben wir es bei Calienna entdeckt.