Douce Amère
Verruchter, angebeteter Absinth
Durch eine kleine Öffnung im Löffel, der quer über dem Glas liegt, lässt man Wasser ganz präzise auf ein weißes Stück Zucker tropfen, das sich langsam auflöst und mit dem smaragdfarbenen Absinth mischt. Nebelschwaden, Wolken, die "grüne Fee" wird langsam immer heller und nur ein zartes Pastell erinnert noch an ihr früheres Grün.
Dieses genaue Ritual eines gewissenhaften Apothekers beim Dosieren seiner wunderbaren Heilmittel erinnert an die luxuriösen Zeremonien der Opiumraucher in China mit ihrer verbotenen Pracht.
Schon sehr früh hat die "artemisia absinthium" wegen ihres kräftigen Duftes und ihres bitteren Aromas auf sich aufmerksam gemacht. Eine ägyptische Hieroglyphe bezeichnete sie sechshundert Jahre vor Christus unter dem Begriff "sem“.
Absinth ist ein eigenartig frisches, aromatisches, orientalisches Gewächs von erlesener Eleganz.
In der Kopfnote entfaltet sich die Frische von Absinth, gefolgt von fein anhaltendem Anis.
Schließlich vermittelt warmer, lebhafter Zimt in Verbindung mit Tagetes den zarten Eindruck kandierter Früchte.
Tiaré Jasmin und Lilie runden den Duft in der Herznote ab und hinterlassen ein Gefühl von Zärtlichkeit. Harmonisch vollendet Vanille mit ihrem ganz eigenen Aroma in der Basisnote den orientalischen Charakter des Parfums.
Ausgeglichene, feinfühlige Duftnoten entfalten sich um Absinth. Ein frisches, aromatisches,
orientalisches Parfum von einwandfreier Eleganz.
Eine zarte Mischung aus Süße und Bitterkeit.
Bevor 1915 das psychoaktive Stimulans Absinth verboten wurde, haben sich viele Künstler diesem gefährlichen Ritual hingegeben: Charles Baudelaire, Paul Verlaine, Ernest Dowson, Vincent Van Gogh, Oscar Wilde, Arthur Rimbaud, Pablo Picasso, ohne die anonyme Zahl derer zu vergessen, die sie begleiteten.
Bilder, Mythologien werden von dem Absinthduft dieses rätselhaften Parfums hervorgerufen. Seine zartbittere Nuance lässt uns in einen Traum verfallen, den wir nicht mit anderen teilen.