J.F. Schwarzlose Berlin
Berlins duftende Reminiszenz
Berlin hat schon etwas. Die Stadt in ihrer ausufernden Prächtigkeit, zwischen Charlottenburg, Prenzlauer Berg, Tiergarten, Kurfürstendamm, Museumsinsel, Grunewald und Kreuzberg, zieht fast jeden in ihren Bann. Nicht nur heute, sondern auch in ihrer nicht minder prächtigen Vergangenheit.
Und zu dieser gehörte auch die Berliner Traditionsparfümerie J.F. Schwarzlose, gegründet im Jahr 1856 und bestens situiert in der Markgrafenstraße 29, Ecke Gendarmenmarkt.
Die Traditionsparfümerie
Interessanterweise war der Gründer Joachim Friedrich Schwarzlose ein Klavierbauer, der offenbar sowohl die Flüchtigkeit als auch die Harmonie, welche sowohl der Musik als auch Düften zueigen ist, als Gemeinsamkeit erkannte und sich mit seiner Parfumerie einen Lebenstraum verwirklichte.
Berliner Luft
Berlin ist Mitte des 19. Jahrhunderts eine mondäne, pulsierende Großstadt, die sich auch als Parfum-Metropole verwirklichen möchte. Dank der sich schnell entwickelnden Naturwissenschaften sind kostbare Duftessenzen verfügbar, das Zentrum der deutschen Riechstoffindustrie ist die Firma Spahn & Büttner in Leipzig, welche auch an J.F. Schwarzlose liefert.
© Kurt Hilscher. © Jean-Claude Hilscher Dank dieser Kooperation entstehen Berliner Duft-Klassiker wie “Rosa Centifolia – der Duft der dunkelroten Gartenrose“, „Hymen, Jasmin in vollendeter Natürlichkeit“, das „erstklassige deutsche Phantasieparfum Royalin“ oder das „beliebte Herrenparfum Finale“.
Die Duftstoffe werden auch in Seifen und Puder eingearbeitet, das Angebot von Schwarzlose umfasst nun auch Raumdüfte, Haaröle, Kopfwasser, Eau de Toilettes und Riechfläschchen.
Bereits um 1900 darf sich das Unternehmen als „Hoflieferanten Sr. Majestät. des Kaisers und Königs“ bezeichnen, die Schwarzlose-Düfte finden in Adelskreisen rund um die Welt besonderen Anklang, es soll sich auch ein Flakon des Hauses in der Sammlung des letzten Kaisers von China, Pu Yi, befinden.
Berlin als Zentrum
Mit dem Duft „1A-33“ beschreitet der kaiserlich-königliche Hoflieferant zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Wege. Der ungewöhnliche Titel steht für das Berliner Automobilkennzeichen und setzt für die Stadt ein Zeichen.
Der puristische, im Stil des Artdèco gestaltete Flakon interpretiert einen Kühlergrill - eine Hommage an den technischen Fortschritt und den modernen Lebensstil Berlins. Auch "Treffpunkt 8 Uhr" ist ein sehr zeitgemäße Duftkomposition, welche die mondäne Großstadt widerspiegelt.
Als Pionier überrascht J.F. Schwarzlose Söhne die Welt mit dem ersten Parfumautomat, der gegen Entgelt parfumiertes Seifenpuder in vier Duftvarianten auf ein vorgehaltenes Taschentuch sprüht.
Design und optische Gestaltung werden immer wichtiger, daher bietet F.J. Schwarzlose Söhne einige seiner Düfte in kostbaren Baccarat Flakons an und beauftragt 1925 den Plakatkünstler Kurt Hilscher mit der Gestaltung von Plakaten und Anzeigen.
Der Anfang vom Ende
Inflation und Wirtschaftskrise des jungen 20. Jahrhunderts übersteht das Unternehmen, doch gegen Kriegsende 1944 werden sowohl die Produktion als auch die Geschäfte zerstört. Im Jahre 1947 ist J.F. Schwarzlose Söhne wieder für seine Kunden da, doch der Mauerbau 1961 trennt auch die Geschäftsstellen des Unternehmens.
Der Niedergang kommt Mitte der 1970er Jahre. Edle Parfums werden zunehmend zum Konsumgut, Luxus aus Frankreich ist nun gefragt und deutsche Düfte stehen nicht mehr hoch im Kurs. Am 3. März 1976 wird die Unternehmenstätigkeit eingestellt.
Das Comeback
Seit 2012 strahlt der einstmals stolze Name als Parfum J.F. Schwarzlose Berlin wieder aus den Regalen exklusiver Parfümerien.
Die Parfümeurin Véronique Nyberg, Industrie-und Produktdesigner Lutz Herrmann sowie Diplomkommunikationswirt Tamas Tagscherer sind erklärte Berlin-Fans und haben gemeinsam Parfum J.F. Schwarzlose Berlin neues Leben eingehaucht. Und sie haben die Klassiker des einstigen Traditionshauses wieder aufleben lassen.
Parfums mit Tradition und Seele
„1A – 33“ und „Treffpunkt 8 Uhr“ sowie "Trance" wurden auf Basis von vorhandenen Originalflakons entwickelt. Mittels Chromatographie konnten die Inhaltsstoffe, die damals verwendet wurden, rekonstruiert und die natürlichen Bestandteile analysiert werden. Diese Basis wurde in eine moderne Duftsprache übersetzt.
Die Düfte verstehen sich als Evolution, als "weiterentwickelte" Originale, man könnte sie auch als Parfums mit einer hundertjährigen Seele bezeichnen. Dazu meint Véronique Nyberg: „1A-33 “ ist wie ein Spaziergang durch das alte Zentrum: diese Energie wird mit Mandarine und Rotem Pfeffer wiedergegeben, die Berliner Luft durch aquatische Noten und Lindenblüte und die Herkunft, auf der originalen Rezeptur basierend, durch Magnolie und Jasmin.
"Treffpunkt 8 Uhr ", die zweite Neuinterpretation eines Schwarzlose Klassikers weckt Erinnerung an Berliner Flirts und Liebesgeschichten. Kontrastreiche Inhaltsstoffe wie Mangoblüten Akkord & frischer Ingwer, Salbei & Herbstzeitlose sowie Vetiver kennzeichnen diesen außergewöhnlichen Duft.
„Trance“
wiederum spielt mit dem Begriff Hypnose, damals ein gesellschaftliches Ereignis und sehr chic in Berlin."Rausch“
ist die erste neue Schöpfung von J.F. Schwarzlose Berlin, eine Interpretation der Berliner Nacht.