Zeitreise Makeup
Geschichte und Kultur der dekorativen Kosmetik von der Antike bis heute
Antike
Mehr als 5000 Jahre vor Christus wurden in Ägypten Salben und Öle zum Schutz der Haut vor intensiver Sonnenbestrahlung verwendet. Cleopatra ging als Inbegriff der antiken Schönheit in die Geschichte ein, nach Überlieferungen soll sie täglich in Eselsmilch gebadet und ihren Körper mit kostbaren Ölen gesalbt haben. Die Vorläufer des modernen Makeup finden sich in Form von pulverisiertem Malachit, Bleiglanzpuder und Zinnober. Auch Salben und Öle als Grabbeigaben waren durchaus üblich.
Makeup wurde nicht nur zur Verschönerung getragen, es diente auch als Schutz vor Sonne und infektionsübertragenden Insekten. Da man an die magische und symbolische Wirkung von Makeup glaubte, wurde dieses häufig von Tempelpriestern herstellt. Im Tempel von Edfu, erbaut von Ptolemäus III im Jahre 237 v.Chr. finden sich heute noch entsprechende Rezepturen.
Im alten Griechenland wurde Körper- und Schönheitspflege sehr ernst genommen und der Grundsatz vom gesunden Geist in einem gesunden Körper bewusst gelebt. Durch intensive Handelsbeziehungen mit Ägypten gelangten viele Kosmetikrezepturen nach Griechenland. Hippokrates als Begründer der klassischen Medizin maß auch der Kosmetik großen Stellenwert bei. Wasser wurde für Massagen, Bäder und Gymnastik verwendet, auch Gesichtspackungen mit Eselmilch und Brotkrumen waren bekannt und beliebt.
Durch die Eroberung Griechenlands erhielten die Römerinnen Zugang zu neuen Schönheitsprodukten wie Lidschatten, Puder und Lippenfarben, gebrannter Kork diente als Wimperntusche.
Nach der Teilung des römischen Reiches galt Makeup als Symbol für heidnische Ausschweifung, der blasse Teint wurde zum Symbol für natürliche Schönheit.
Mittelalter
Ovale, blasse Gesichter galten als perfekt, man mied die Sonne und rasierte sich den Haaransatz, um dem Ideal möglichst nahe zu kommen. Auch Aderlässe sowie die Verwendung von giftiger Kosmetik wie Bleiweiß gehörten zum guten Ton.
Da die allmächtige Kirche alles Körperliche als sündhaft brandmarkte und Baden beispielsweise als gottlos angesehen wurde, war es kein Wunder, daß die Hygiene stark vernachlässigt wurde. In den Badestuben kamen eher Duftstoffe als Wasser und Seife zur Anwendung, Seuchen und Epidemien wie die Pest konnten sich rasch ausbreiten.
Renaissance
Durch die Rückbesinnung auf alte Kulturen kam Makeup wieder in Mode. Während das Waschen immer noch als krankmachend galt, begann man in Italien, Frankreich und England wieder, sich leidenschaftlich zu schminken. Katharina von Medici und Elisabeth I von England förderten die Verwendung von Makeup am Hofe.
Barock und Rokoko
Düfte und Puder beherrschten dieses Zeitalter, man wusch noch immer kaum, trug aber jeden Tag eine neue Schicht Puder auf. Es war die Zeit der Schönheitspflästerchen, kleine Flecken aus Leder, Samt oder Seide sollten die Pockennarben verdecken. Zum giftigen Bleiweißpuder gesellte sich nun auch Weizen- oder Reispuder in großer Menge.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts tauchten die ersten Hautcreme aus Walrat auf, das aus der Kopfhöhle des Pottwals gewonnen wurde. Langsam verbesserten sich die hygienischen Zustände, erst Josephine, die Gemahlin Napoleons brachte Waschen wieder in Mode.
Das auslaufende 19. Jahrhundert war geprägt von überladenen Frisuren und starkem Makeup, und noch immer war Kosmetik einer kleinen privilegierten Bevölkerungsschicht vorbehalten.
Das 20. Jahrhundert
Erst durch die Einbeziehung von Frauen in den Arbeitsprozeß zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelangten diese erstmals in den Besitz von eigenem Geld. Damit eröffnete sich für viele der Zugang zu Kosmetik, welche in der Zwischenkriegszeit an Kunden und damit an Bedeutung gewann. Puder, Rouge und Lippenstifte, aber auch Hautpflege und Düfte wurden in größerer Vielfalt und Farbenpracht angeboten.
Die Entwicklung schritt rascher voran, Trends waren kurzlebiger und wurden von den Stars der Leinwand vorgegeben. In den 20er Jahren erfand Vidal Sassoon den Bubikopf. Hosenanzüge, burschikoser Auftritt und ein verruchter Look galten als modern. Dazu gehörten schmale Augenbrauen und ein herzförmiger Mund.
Falsche Wimpern, dezenter Lidschatten, blasser Teint und schwalbenförmige Zeichnung des Mundes prägten die 30er Jahre. Marlene Dietrich und Greta Garbo galten als Schönheitsidole. Die 40er Jahre zeigten mehr Natürlichkeit, Makeup wurde reduziert eingesetzt. Helle Lippenstiftfarben, zartes Rouge, natürlicher Teint und ebensolche Brauen waren tonangebend. Brigitte Bardot und Audrey Hepburn prägten das Bild der 50er Jahre. Schwalbenflügel-Lidstrich und Schmollmund mit weichen Lippen galten als modisch.
Die bunten 60er Jahre brachten gewölbte Augenbrauen, falsche Wimpern, glänzende Lidschatten und üppige rote Lippen. Der androgyne Stil von Twiggy zeichnete ein neues Frauenbild. Glanz und Glimmer der 70er Jahre zeigten glänzende Lippen und farbenfrohe Lidschatten, die mit der Mode Schritt hielten. In den 80er Jahren wurden die Makeups noch kräftiger, Stärke und Selbstbewusstsein wurden durch dichte Augenbrauen und kräftiges Rot auf Lippen und Wangen gezeigt. Die Natürlichkeit der 90er Jahre war in Wahrheit gekonnt in Szene gesetzt und besonders aufwändig und kunstvoll geschminkt.
Das Informations- und Technologiezeitalter des neuen Jahrtausend zeigte das Makeup im Wechselspiel zwischen coolen Metallic-Farben und androgynen Looks als auch die Rückbesinnung auf wahre Werte durch sanfte Naturtöne und zarte, warme Farben.
Mittlerweile feiert jedes Jahr eine andere, vergangen geglaubte Ära ihr stimmungsvolles und glänzendes Revival und lässt die Trends neu auferstehen.